Grau(enhaft)

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13. Spieltag/ 04.10.2016

SV Stuttgarter Kickers vs. 1. FC Saarbrücken 0:1

Zuschauer: 2.460

0:1 Schmidt (35.)

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Besser zu sein als der Gegner reicht im Fußball nicht aus, wenn man keine Tore schießt. Ein geordneter Spielaufbau mit ansehnlichen Ballstafetten die zu einem Dutzend Torabschlüsse führen, erfreuen den Zuschauer. Geben sie doch Anlass zur Hoffnung , dass man eins (Tore) mehr als der Gegner macht. Wir waren heute wohl besser, aber das bringt uns keinen Deut weiter.

 

Die vermeintliche Spitzenmannschaft aus dem Saargebiet präsentierte sich als mausgraue Kopie einer unterklassigen Durchschnittstruppe. Wenn das der Tabellenführer sein soll, dann kommt einem die 3. Liga beinahe wie Champions League vor, an der wir ja durch Verkettung unglücklicher Umstände – achja, es tut halt immer noch verdammt weh.

 

Immerhin machte Saarbrücken ein Tor aus insgesamt zwei Möglichkeiten. Die Kickers hätten folgerichtig zwei Tore für eine ekstatische und versöhnliche Feierabendgestaltung benötigt.

 

Die Ursache für die anhaltende Misere ist offensichtlich, doch niemand traut es sich auszusprechen: Waldi, ein Maskottchen, dass wir unbedingt brauchten. Waldi hält sich mit genetisch bedingt stoischer Miene an seinem Betreuer fest und weiß schon gar nicht mehr, welche Choreografie er für den Fall einer Torerzielung eingeübt hat. Kann er aber heute auch vergessen. Stattdessen weicht er seinem Betreuer nicht von den Hacken. Vermutlich ist der Verein „aus versicherungstechnischen Gründen“ gezwungen, Waldi nur in Begleitung eines Erwachsenen ins weite Rund zu schicken. Der Betreuer vergräbt missmutig die Hände in den Taschen, blinzelt in die Flutlichtmasten und wünscht sich ganz weit weg. Weg von diesem Pappnasenbären, der zieht doch das Unglück magisch an. Früher gab´s hier Stimmung und Tore und Siege – ganz ohne Bär. „Hör auf mit dem Gezerre an meiner Jacke und mach mal bisschen was für dein Geld“ Waldi würde jetzt traurig gucken, wenn er könnte. Unmotiviert traben die beiden an der Haupttribüne entlang, Waldi fuchtelt mit den Armen, sein Betreuer versucht sich in der Hypnose des gegnerischen Torwarts. Auch erfolglos, der hält weiter alles, was auf seinen Kasten die ungefähre Richtung einschlägt.

 

 

Entnervt nehmen wir den Schlusspfiff zur Kenntnis. Anfang Oktober und die Saison ist schon wieder gelaufen. Ein Großteil der Mannschaft entpuppt sich als austauschbares Kickpersonal. Aufstiegsträume adé und willkommen im grauesten Mittelfeldgrau des deutschen Fußballs.