manchmal reicht einer  

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5. Spieltag/ 26.08.2015

F.C. Hansa Rostock vs. SV Stuttgarter Kickers 0:1

Zuschauer: 17.000

0:1 Berko (58.)

 

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Was für ein VIP-Service: Ein zweifach umzäunter Parkplatz nur 50 Meter vom Stadion entfernt und das für umme. Der eigentliche Gäste-Block blieb zu und so durften die knapp 50 angereisten Kickers-Anhänger einen Block auf der daneben liegenden Osttribüne in Beschlag nehmen. Richtige Sitzplätze statt Betonstufen und keine Sichtbehinderungen durch Scheiben und Netze. Man(n) und Frau durften sich eine Damentoilette teilen und wer Hunger und Durst verspürte, den eskortierten die Ordner persönlich in den Bereich der Heimfans.

 

Mit dabei auch „Schurwald-Richy“, die personifizierte Fanfreundschaft. Auf seinem Trikot war ein mit viel Liebe selbst gestaltetes Emblem zu bestaunen, das sich jeweils zur Hälfte aus dem Kickers und Hansa-Logo zusammen setzte. Dazu der Schriftzug: „Wir halten zusammen“. Wie auch immer hatte er es sogar in die Jubiläumszeitschrift zum 50- jährigen Bestehen von Hansa geschafft.


Die Kickers hatten sich nach dem Auftaktsieg gegen Fortuna Köln durch eine Niederlage und zwei Unentschieden auf Platz 12 verschlechtert. Punkten war somit Pflicht. Die Blauen trafen auf eine Hansa-Mannschaft, die nach einem Auswärtssieg und mit der fantastischen Unterstützung von 17.000 Zuschauern im Rücken, mit ganz breiter Brust aufliefen. Gewohnt abwehrstark – ja so ändern sich die Zeiten – ließen die Hanseaten den Blauen kaum Luft und Platz zum Entfalten. Viele Zweikämpfe im Mittelfeld führten dazu, dass beide Mannschaften eher auf die Fernschussvarianten ausweichen mussten. Hansa probierte es öfter, traf aber auch nicht. Nach dem Seitenwechsel wurden die Blauen etwas mutiger und wurden mit der konsequenten Ausnutzung der bis dahin besten Torchance belohnt. Badiane tankt sich rechts bis zur Grundlinie durch – Hansa Torwart Schuhen wird später zu Protokoll geben, dass sich Badiane sogar über die Grundlinie hinaus getankt hätte – gibt den Ball vielleicht eine Idee zu lang auf Berko, der halb im Rückwärtsfallen doch noch drankommt und einköpft.

 

Fast logisch, dass sich nun das Spielgeschehen wieder mehr in Richtung Kickers-Kasten wendet, in dem Klaus die Hanseaten zum Verzweifeln bringt und Bälle von der Linie kratzt, die vor Jahr und Tag noch immer ein Tor gewesen wären. Als Jänicke über Hansa´s linke Seite heranstürmt, trifft er eine folgenreiche Entscheidung. Er stürmt auch heran und so kommt es 25 Meter vor dem Tor unweigerlich zum Zusammenstoß. Die Notbremse war nicht schön und wohl auch nicht erforderlich. Jähnicke kann nach Verletzungspause zum Glück auch weitermachen. Mit der Führung im Rücken und der Option noch 25 Minuten eine Ein-Tor-Führung mit 10 gegen 11 über die Zeit bringen zu müssen, haben es die Blauen nicht sehr eilig. Müller muss weichen und bis Sattelmaier endlich eingewechselt wird, vergeht eine kleine Ewigkeit.    

 

Derweil kocht es im Block nebenan. Einige Hansa-Fans stehen kurz vorm Infarkt und führen eindeutig nicht jugendfreie Hand- und Armbewegungen in Richtung Kickers-Spieler und unseren kleinen Fanblock vor. Uns trennen lediglich fünf mit einer blauen Plane überspannte Sitzreihen und eine Handvoll unterbezahlte Ordnungskräfte.


Irgendwann geht’s dann doch weiter und die Hansafans peitschen voran. In diesem Hexenkessel verliert der Schiedsrichter zunehmen die Kontrolle und den Überblick über das Regelwerk und die Verhältnismäßigkeit der Mittel. Neun gelbe Karten, wobei die neunte für Leutenecker bald rot leuchtet, da er bereits vorbestraft gegen  

Bewährungsauflagen verstoßen haben soll. Ich habe da kein Foul erkennen können. Die Situation im Block nebenan brauche ich wohl nicht näher beschreiben. Die Blauen behalten kühlen Kopf und Sattelmaier rettet wie Klaus zuvor, was zu retten ist. Nach sechs Minuten Nachspielzeit ist der Jubel des Stuttgarter Anhangs im Pfeifkonzert der Gastgeber kaum auszumachen, aber vorhanden.

 

Ein hartes Stück Arbeit führt zu einem glücklichen Sieg, wofür sich die Mannschaft dann auch lautstark feiern lassen durfte.