Spannungsverlust

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27. Spieltag/ 01.03.2014

Stuttgarter Kickers vs. 1. FC Heidenheim 3:3

Zuschauer: 6.360

1:0 Soriano (10.)
2:0 Leutenecker (47.)
3:0 Marchese (52.)
3:1 Göhlert (57.)
3:2 Niederlechner (58.)
3:3 Thurk (67.)

 

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Mächtig was los auf der Waldau an diesem Märzersten. Ländleduell gegen den Primus der Liga, den unangefochtenen Tabellenführer und Sowasvonfastsicher-Aufsteiger: 1. FC Heidenheim. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn ist es voller als an manchen Spieltagen. Neugierige, Erfolgsfans, Ostälbler in neutraler Winterkleidung, Vorstadtklubfrustrierte, Altbekannte, Stammplatzsteher, Rentner, Hin- und Wiederkommer, aktuelle und künftige Spielerfrauen, Kinder, Bratwurstesser und auch Opa Heinz.

 

Stichwort Bratwurstesser: Vor einiger Zeit hatte ich der Stadionbratwurst von Meister Röhrich abgeschworen, da sie in einer als „Brötchen“ bezeichneten Umverpackung dargereicht wurde, die mindestens einen halben Liter Bier erforderte, um den entstehenden Nahrungsbrei überhaupt in Richtung Magen befördern zu können. Ohne Mittagessen angereist, musste ich mich stärken und gab der Wurst im Stadion eine Chance. Eigentlich hätte ich beim Anblick des für mich ausgewählten Grillgutes die Bestellung stornieren sollen. Die Umverpackung stimmte heute, aber eine offensichtlich halbrohe Bratwurst schmeckte so gut wie warmes Bier. Ab sofort gilt dann wieder: „Das war meine letzte Bratwurst bei Meister Röhrich.“ Mitte der zweiten Halbzeit präsentierte mir ein Nebensteher sein gerade erstandenes Bier- im Becher mit dem Logo des Wasenvereins. Vermutlich hat das Gebräu nur 2,50 Euro gekostet und eine Eintrittskarte für das nächste Heimspiel in der Arena war auch noch dabei. Gastronomisch war es heute keine Spitzenleistung.

 

Und auf´m Platz? Gedanklich war ich nach 52 Minuten bereits auf der Suche nach Superlativen für die Leistung der Blauen an diesem Tag. Es stand 3:0 für uns und nichts deutete darauf hin, dass es keine Fortsetzung der Heimsiegserie geben sollte. Freundliches Winken Richtung Gästeblock und im Kopf die fälligen drei Punkte bereits in der Tabelle dazu addiert, würde es für Platz 5 oder 6 reichen. „Dass wir gegen Heidenheim was für unser Torverhältnis tun, hätte ich auch nicht gedacht.“ vernahm ich eine Reihe vor mir. Dass wir das mal sagen dürfen, dachte ich mir. Die Spannung war raus und die restlichen 40 Minuten wollten wir einfach mal genießen. Wobei so schwach wie das Ergebnis es zu diesem Zeitpunkt ausdrückte, waren die Heidenheimer nicht. Eine hochklassige, schnell gespielte Halbzeit lag hinter uns, die wir mit einem knappen, aber verdienten Vorsprung in die Pause brachten. Prima Stimmung auf den Rängen und ein Schiedsrichter, der halbwegs den Regularien Geltung verschaffte. Sinnbild der Dynamik dieses Spiels: Mitte der ersten Halbzeit stürzt der Heidenheimer Niederlechner nach einem verbissen geführten Zweikampf mit Calamita einen am Spielfeldrand auf hautnahe Sportfotos lauernden Kameramann mitsamt seiner Ausrüstung von seinem Angelhocker zu Boden. Beide scheinen sich irgendwie ineinander und auch noch in den Angelhocker verhakt zu haben, denn es dauert lange, bis sie sich das Knäuel entwirrt hat.

 

Minute 57 bis 67. „Hi Leute, was geht? Waren gerade gedanklich ganz woanders. Bis gleich. Eure Abwehrrecken.“ So schnell kann es gehen und es steht 3:3. Erst köpft der alleingelassene Göhlert eine Ecke ein (da haben wir noch gelacht), dann bekommt Marc Stein den Angelhockerrambo Niederlechner nicht gehalten (da schwante uns sowas) und schließlich vollendet Schlitzohr Thurk (war klar! Kopfschütteln) mit einem Innenpfostenschlenzer zum Ausgleich. Heidenheim schien mit zwölf, dreizehn Mann zu spielen. Das müsste in der Videoaufzeichnung eventuell auffallen.

 

Die Jungs vom Strand waren jetzt wieder da und es bot sich fast das gewohnte Bild. Ein Hin und Her der Chancen und Möglichkeiten. Heidenheim machte auch wieder Fehler. Statt weiter Fußball zu spielen, versuchte sich die Truppe letzte Pluspunkte in der Kategorie „Beste Nebendarsteller“ zur bevorstehenden Oscar-Verleihung zu verdienen. „Schwerstverletzte“ im Minutentakt, die auf gar nicht wundersame Weise bald wieder fröhlich quietschend übern Acker trollten. Der auch Europa League pfeifende (kann sowas wahr sein? Kicker-Noten: 3,25 bis 3,50; heute 4,0!) Schiedsrichter Zwayer fand Gefallen an der Show, der blaue Anhang weniger. Wir wollten Fußball mit Männern und keine Schauspieler sehen. Am Ende stand ein insgesamt leistungsgerechtes Unentschieden, mit dem wir uns aller Aufstiegsambitionen ebenso entledigten, wie in der Woche zuvor den Abstiegssorgen. Verbleiben in dieser Spielzeit noch elf Spiele, die wir genießen, aber nicht verschlafen sollten.

 

 

 

mit ohne Kopf
mit ohne Kopf
entspanntes Warten
entspanntes Warten
Kamerahebebühne
Kamerahebebühne
Quelle SWR-Fernsehen
Quelle SWR-Fernsehen
Heidenheimer Anhang
Heidenheimer Anhang
winke winke
winke winke