Fortuna lächelt nicht

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35. Spieltag/ 02.05.2015

Stuttgarter Kickers vs. SG Dynamo Dresden 3:4

Zuschauer: 8.000

0:1 Kreuzer (14.)

1:1 Engelbrecht (26.)

1:2 Stefaniak (29.)

1:3 Fennell (59. ET)

2:3 Edwini-Bonsu (75.)

3:3 Stein (83.)

3:4 Hartmann (90 + 2)

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8.000 Zuschauer, teilweise in Frühlingsfesttracht, kamen ohne große Erwartungen auf die Waldau* gepilgert. Kaum Stimmung und gerade einmal 2.000 Gästefans wollten diesem Grottenkick beiwohnen. Für die Kickers ging´s um nichts mehr. Dynamo fährt einen Angriff nach dem anderen, während die Blauen hinten dicht machen und auf Konter lauern. Der tadellose FIFA-Schiedsrichter hatte keine Mühe diese langatmige Partie über die Bühne zu bringen, da beide Mannschaften ….

 

So hätte es auch sein können, war´s aber ganz und gar nicht und wer dieses Spiel nicht selbst miterlebt hat, dem kann man´s (oder ich zumindest) nicht in Worten wiedergeben.

 

Nach einer Stunde war das Spiel gelaufen: Es stand 1:3, die Sturm- und Drangphase zu Beginn der zweiten Halbzeit ebbte ab und jede zweite Balleroberung der Kickers wurde durch – ja ich komme leider nicht drum herum – den irgendwie überhaupt nicht unparteiischen Schiedsrichter zurück gepfiffen. Nächste Szene: Fennell schneller am Ball – Pfiff und Freistoß für Dynamo. Gelb obendrauf. Unberechtigt und so lächerlich. Der FIFA-Pfeifenmann jetzt im Zentrum eines blauen Rudels. Baumgärtels Angebot, er könne ihn mal „am Axxx lecken“, sanktionierte dieser mit aufgerissenen Augen und rotem Kärtchen. Das war´s jetzt endgültig. Mit zehn Mann gegen die um einen Kopf zu groß geratene Hintermannschaft dynamomäßig in weinrot spielenden Gäste. Nicht heute, nicht, wenn auch noch gegen diesen Schiedsrichter angespielt werden muss. Abhaken, nicht verletzen und keine weiteren unnötigen Karten fangen. Doch zehn Blaue auf dem Grün stand überhaupt nicht der Sinn danach, derart zu resignieren. Zu oft war ihnen in dieser Spielzeit noch etwas gelungen, weil sie nie aufgaben.

 

Als Edwini-Bonsu verkürzte und Stein dann tatsächlich ausglich, waren immer noch zehn Minuten zu spielen. Die Zuschauer auf beiden Seiten außer Rand und Band- mal vor Begeisterung - mal aus Enttäuschung. Dank der - natürlich ungeahndeten - Zeitspiele von Torwart Kirsten und Abwehrrecke Hefele (bei dem Namen könnte der glatt als Schwabe durchgehen; Recke ist eigentlich falsch, weil ein Recke sich nicht viermal in einem Spiel waidwund am Boden rumfläzt, wenn er einen Zweikampf verliert) sollte es ausreichend Nachspielzeit geben. Die Kickers wollten jetzt alles, aber auch Dynamo lauerte noch auf den einen Konter. Die Hintermannschaft der Blauen war heute alles andere als sattelfest. Es ging hin und her und im Hoffen und Bangen der Zuschauer entwickelte sich ein grandioses Finale.


Zwei große Chancen sollten die Kickers noch bekommen. Die erste vergab Edwini-Bonsu, als sein Torabschluss mit zu wenig Dampf zwar den herauseilenden Kirsten überwand, die Torlinie aber nicht erreichte. Die zweite: Über links brachte Engelbrecht den Ball in seinen Besitz und wurde fünf Meter weiter in allerhöchster Not kurz vor dem Strafraum gelegt. Eine schöne Freistoßposition hätte sich daraus ergeben, wenn nicht Hoyzer nachträglich die Inbesitznahmeaktion … ach es war so schlecht was dieser Mann in Gelb heute ablieferte. Da ich heute auf der Haupttribüne Platz nahm, hatte ich die Szene gut im Blick und verdammt nochmal: DAS WAR KEIN FOUL! Das nicht und viele andere davor auch nicht!

 

Die Nachspielzeit zog bereits ihre zweite Runde auf der Uhr, als das dritte Standardgegentor nach einer Ecke im Kickerstor einschlug. Uff! Jetzt ist es wenigstens rum. Ob ein Punkt oder keiner war dann auch egal. Aber was für ein Kampf. Die Kickers sind eben doch die einzigen wahren Kämpfer, Könner, Kameraden. Mehr stolz als enttäuscht verließ ich das Stadion.      

 

 

 

* Der MDR übertrug den Kracher zwar in Konferenz mit einem weiteren Drittliga-Spiel, schaltete aber notgedrungen häufig auf die Waldau. Irgendwann im Laufe der Übertragung sah sich der Kommentator - auf Grund zahlreicher Zuschauerhinweise -gezwungen, folgendes richtig zu stellen:

 

„Wir schalten natürlich nicht in´s „Stadion im Degerloch“, sondern in´s „Stadion an der Waldau“.

 

Auhauaha!