Spielenachmittag

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36. Spieltag/ 26.04.2014

SV Stuttgarter Kickers vs. SC Preußen 06 e.V. Münster 1:1

Zuschauer: 3.910

0:1 Bemyamina (8.) 

1:1 Calamita (54.)

 

 

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Verfolgerduell im oberen Tabellendrittel. Ein Gemisch aus Frühling, Pferdeapfel und etwas anderem schnupperte uns entgegen. Riecht nach Maultasche, würde ich sagen. Maultaschen-Gigant Bürger lässt seine vegetarischen Sattmacher jetzt grillen. OK, wenn die Bratwurst nicht besser wird, dann … "Nächste" „Wie bitte, ähh tschuldigung, ja äh ein Bier und ein Snickers bitte.“

 

Wo ist eigentlich das Objekt meiner Begierde? Kleines Versteckspiel der Münsteraner oder können die sich nur noch einen werbe- und auch ansonsten schmucklosen Silberbus aus den späten 80ern leisten. Den „richtigen“ Gästebus entdecke ich dann vor dem Gästeblock hinter planenverhangenen Zäunen. Dafür gibt’s leider keine Wertung im Kampf um den schönsten Auswärtsbus.

 

Mittlerweile beschleichen mich leichte Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der einige Spieler, Zuschauer und gelegentlich auch sonstige Beteiligte die ausstehenden Begegnungen dieser Spielzeit angehen. Wir sind gerettet und können nichts mehr gewinnen, außer jeweils drei Punkten pro Spiel. Den Münsteranern geht’s nicht anders.

 

Nehmen wir den Schiedsrichter und seine beiden Assistenten auf Bild 5. Solch ein Aufwärmprogramm habe ich noch nicht erlebt. Neuerdings wird da viel mehr Wert auf koordinative Fähigkeiten gelegt. In die Übung eingebunden wird zunächst die Werbebande vor dem B-Block. Ein hinzugerufener Ordner bringt gemeinsam mit einem der Schiedsrichterassistenten die Werbebande gehörig in Schwingung. Der andere Assistent muss derweilen versuchen sich mit geschlossenen Augen auf einem Bein stehend an dieser Bande festzuhalten ohne umzufallen. Wenig spektakulär? Fand ich auch, bis ich den Schiedsrichter sah, der die Rüttelbande nicht lange genug halten konnte und zur Strafe eine Breakdance-Übung darbieten musste. Sollte wohl ein „Backspin“ (Wikipedia: „Vom Prinzip her der einfachste Powermove. Man dreht sich auf dem Rücken.“) werden. Auf dem stumpfen Rasen eine mächtige Quälerei.

 

Eher locker mit Händen in Taschen gelingt es Cheftrainer Horst Steffen mittlerweile auf eine Entfernung von gut und gerne 12 Metern einen Ball mittels Telekinese prallen zu lassen (Bild 6). Bevor jetzt erste Anfechtungsklagen für den DFB vorbereitet werden: Während eines Punktspiels hat Magic-Steffen dieses Verfahren noch nicht einsetzen können. Er sucht immer noch nach einer Möglichkeit die hierzu erforderlichen gelben Psi-Kegel unauffällig auf dem Spielfeld verteilen zu können. Zu Demonstrationszwecken war es allerdings nett anzuschauen.

 

Endlich geht’s los. Münster bietet gleich zwei Fanblocke auf, die sich gegenseitig so mögen, wie wir den Neckarvorstadtverein. Jeder singt, was ihm gerade gefällt, Hauptsache lauter als der bzw. die anderen. Die Begrüßung der Kapitäne endet in einer warmherzigen Umarmung, gerade so, als wollten sie sich gegenseitig zu ihrer gelungenen Berufswahl beglückwünschen. Über lange Strecken war´s dann auch sehr schön anzusehen, wie zwei Mannschaften versuchten Gelegenheiten zu erspielen, dabei dem Gegenüber und sich selbst aber nicht weh zu tun. Münster hatte etwas Glück beim abgefälschten Torschuss, die Kickers hatten Torwart Redl, der mit schöner Flugeinlage nach gut 35 Minuten den knappen Rückstand rettet und Mittelfeldwühler Müller, der sich vergeblich als Torjäger versuchte. Trotz des Rückstand zur Pause war noch lange nichts verloren.

 

Eine Gruppe von sieben, acht oder neun Studenten – so genau kann ich´s gar nicht sagen, weil sie ständig in Bewegung waren, hatte keine Lust auf das Wasen-Frühlingsfest, aber trotzdem mächtig Durst auf Bier. Wer gerade nicht hinsehen konnte, der lauschte einfach dem Kommilitonen, der jede Spielszene für alle Umstehenden einer zweifelsfreien Bewertung unterzog. Eine der verliebten Studentinnen war dann sehr überrascht, als ihr Auserwählter sie mit einem Kickersschal umschlang:

 

„Du bist so süß, aber warum hast Du mir den Schal gekauft?“  Ja warum wohl? Weils kalt ist und Du frierst, weils schön macht, weil Du im Stadion bist, weil er Dir eine Freude machen will, weil auch er verliebt ist, weil ihm ein Trikot zu teuer war … nein! Seine Antwort: „Weil was drauf steht.“

 

Wiederanpfiff und die stärkste Phase der Blauen seit langem begann. 10 Minuten Demontagefussball, der folgerichtig im Ausgleich durch Calamita (Schon wieder Calamita!) belohnt wurde. Drei Minuten später war dann Schluss mit lustig. Aus lauter Verzweiflung trat der Münsteraner Siegert Baumgärtel von hinten um. Der Schiri hatte zunächst die gelbe Karte in der Hand, ließ sich dann aber auf eine Diskussion mit seinem Assistenten ein und tauschte nochmal um. Auch und vielleicht gerade wegen der „Tätlichkeit“ von Enzo Marchese und der daraufhin ausgelösten Rudelbildung. Enzo hatte den Übeltäter mehr oder weniger umgerannt, jedenfalls ging der zu Boden und der Schiri stand direkt daneben. Zweimal Rot.* Weiter ging´s mit zwanzig Mann, aber ohne weitere Höhepunkte. Einzig erwähnenswerter Kraftakt: Marc Stein hatte eine vielversprechende Kopfballchance (81.) knapp neben das Tor vergeben, als er sich aufmachte die Weiten des Kickersplatzes zu erkunden. Von der Mittellinie bis zur Grundlinie des gegnerischen Tores tankt er sich durch, gibt schulbuchmäßig in die Mitte auf? Leider war niemand zur Verwertung mit geeilt. Zurück geht’s übers Mittelfeld, wo er einem Gegenspieler hinterher sprinten muss, selbst gefoult wird, aber weiterläuft, um dann einen anderen Grünschwarzen an der Strafraumecke nieder zu ringen.

 

*Der DFB sperrte Enzo Marchese für zwei Spiele. Die Punktspielsaison ist damit für ihn beendet; kann er sich ganz auf das Pokalfinale am 07.Mai konzentrieren.

 

gefunden
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Bild 5 Aufwärmprogramm
Bild 5 Aufwärmprogramm
Bild 6 Telekinese
Bild 6 Telekinese