Das Spiel läuft seit 20 Minuten

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10. Spieltag/ 19.09.2014

Stuttgarter Kickers  vs. VfL Osnabrück 1:1

Zuschauer: 2.835

0:1 Menga (50.)

1:1 Soriano (54.)

 

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Hin und wieder treibt es mich an den Stand mit den Fanartikeln der Kickers, in der Hoffnung doch etwas Neues zu erstöbern. Die Auswahl ist seit Jahren überschaubar, so dass der Überraschungskick häufig ausbleibt. Heute entdeckte ich eine Grabbelkiste: jedes Teil 3 Euro. Ausverkauf der T-Shirts aus der Spielzeit 11/12. Ein Regionalligameister-Shirt in blau und ein Retro „Stuttgarter Kickers  - wo Fußball noch rockt“ wechselten den Besitzer.   

 

Unser Kickerslied ist kein Rocksong, sondern musikalischer Ausdruck des Zeitgeistes von 1974 und schlicht Kult. Den Text schuf der Stuttgarter Joachim „Blacky“ Fuchsberger, der am 11. September verstarb. Der Verein widmet ihm im aktuellen „Kickers Magazin“ zum Abschied eine komplette Seite. „Blacky“ Fuchsberger wird weiter mit uns verbunden sein, denn zu jedem Heimspiel werden wir leise oder auch mal lautstark in seine Zeilen einstimmen.

 

Die Li-La-Laune-Bären aus Osnabrück scheinen sowas wie Garant für Kampfspiele zu sein. In der vergangenen Spielzeit gab es eine regelrechte Abwehrschlacht von 10 Blauen über eine komplette Halbzeit. Heute ging es mit 11 gegen 11 über die komplette Spielzeit, weil Schiedsrichter Rohde die Partie nicht so richtig in den Griff bekam und nicht wusste, ob er nun laufen lassen soll oder kleinlich dazwischen gehen. Mit Händen und Füßen den Gegner zu bearbeiten, sich beim Schiedsrichter laufend über Entscheidungen zu ereifern, Bälle wegschießen, Freistoßausführungen verhindern … Osnabrücks Spielauffassung führte zu einer Vielzahl von Unterbrechungen und Rudelbildungen.  

 

Tore müssen bejubelt werden, keine Frage, und wenn es sich zufällig ergibt auch in der Nähe der gegnerischen Fans. Was allerdings Sportsfreund Willers –Osnabrücks „24“ – vor unserem Block an Provokationen vollführte, fand ich total daneben. „Fairplay“-Gesülze wie vor Länderspielen gibt’s in Liga 3 (noch) nicht, aber der 24er wird doch sicher eine solche Übertragung am heimischen Flachbild-Gerät schon verfolgt haben oder während seiner Karriere irgendwann mit dem Thema konfrontiert gewesen sein. Vielleicht sollte man seine Erwartungen gegenüber einem ehemaligen Spieler von RB Leipzig auch nicht zu hoch schrauben, denn dort steht bekanntlich nicht der Sport im Vordergrund. Was mich zu dieser Aktion noch mehr ärgerte, war das Verhalten des Linienrichters, der nur drei bis vier Meter neben ihm stand und nicht reagierte. Zur kleinen Auffrischung die FIFA-Regel-Nr. 12: unsportliches Betragen: „Wer mit provozierenden, höhnischen oder aufhetzenden Gesten jubelt, ist mit einer gelben Karte zu bestrafen."

 

Ungefähr die Hälfte der mitgereisten Anhängerschar aus äähh, na wie na hier dingsda die von mit Lila die, also die hatte sich bei der Fahrzeit verkalkuliert und traf erst 20 Minuten nach Spielbeginn ein. Als aufgrund des Spielgeschehens jeglicher Ansatz von Sympathie für den gegnerischen Verein verflog und die gegenseitige Abneigung im Absingen von Statements unter Einbeziehung eines Stuttgarter Vorortvereins  gipfelte, bemerkte vor mir jemand doch recht zutreffend: „Erst zu spät kommen und dann´s Maul aufreißen!“

 

Deren Jubel über die bis dahin unverdiente Führung währte nicht lange, denn Soriano traf diesmal per Kopf. Osnabrück blieb mit seinen permanent auf Konter ausgelegten Spielzügen ebenso erfolglos, wie die Blauen, die wieder ein hohes Laufpensum absolvierten. Immerhin sahen wir noch dreimal Pfosten- bzw. Lattentreffer und ein nichtgegebenes Tor (warum eigentlich?) der Kickers.

 

Ein Wiedersehen gab es heute mit Marcos Alvares, dem in seinen 12 Minuten Spielzeit nichts Relevantes gelang. Aber immerhin hatte ich ganz im Gegensatz zu einem anderen Kickers-Fan nicht den Eindruck, „dass man gemerkt hat, dass der die ganze Zeit nur provozieren wollte“. Da hätte er mal den 24er beobachten sollen.

 

Was lernen wir aus so einem Abend? Das Rocker-T-Shirt kann man immer noch tragen.