ADM´s Vermächtnis

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34. Spieltag/ 16.04.2016

SV Stuttgarter Kickers vs FC Rot-Weiss Erfurt 0:1 

0:1 Aydin (70. )

 

Zuschauer: 3.610

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Stuttgart, Königssträßle, ADM-Sportpark. Trainer Stipic sitzt im Trainerkabuff und blättert auf der Suche nach Inspiration in der neuesten Ausgabe des „Kicker“. Es klopft und herein tritt der Präsident höchstselbst. Kurze Begrüßung und schon sitzen sich beide am campingartigen Mobiliar gegenüber.

 

„Herr Stipic“, beginnt der Präsi weitschweifend, „Sie wissen wo Sie sich hier befinden?“

 

Stipic wird mißtrauisch. Könnte eine Fangfrage sein- "Stuttgart, Kickers, Tabellenkeller, Trainerkabuff" was will er hören? Er antwortet stirnrunzelnd mit einem halblauten: „Ja.“

 

„Genau!“ entgegnet der Präsi, der zumindest keine falsche Antwort vernehmen musste, um diese dann selbst geben zu können. „Wir sind hier im ADM-Sportpark. Und da Sie wissen, was ADM bedeutet, können Sie sich ungefähr vorstellen, welche Bedeutung mein Vorgänger für diesen Verein hatte.“

 

 Stipic nickt und grübelt weiter, denn derlei Überlegungen hatte er bis jetzt nicht angestellt.

 

„Es gibt so eine Art Vermächtnis vom ADM, das strengster Geheimhaltung unterliegt.“ Stipic wird langsam hellhörig. „Wer hierüber irgendein Wort verliert, dem wird eine mehrjährige Mitgliedschaft im Vorstadtverein nachgewiesen und dann ist die Karriere auf der Waldau ruckzuck beendet.“ Stipic fingert sich eine Mineralwasserflasche aus´m Kasten und beginnt umständlich am Verschluss zu nesteln.

 

 „Es geht um folgendes:“ -der Präsi drückt einen kupferfarbenen Sicherheitsschlüssel geräuschvoll auf die Tischplatte – "dieser Schlüssel passt zu der oberen kleinen Tür in Ihrem Spind“ – nickt dabei in Richtung des blau lackierten Ungetüms. „Alles Weitere finden Sie dort. Morgen Abend bringen Sie mir den Schlüssel vorbei und wie gesagt: ein Wort und“ eine waagerechte Bewegung des Zeigefingers ersetzen die weiteren Worte. „Übrigens.Wäre schön, wenn wir am Samstag gewinnen. Wir sehen uns.“

 

Nach diesem etwas hölzernen Abgang rückt Stipic seinen Stuhl zurecht und vergegenwärtig sich die Tabelle der 3.Liga. „wäre wirklich schön…“.

 

Der Schlüssel rastet anstandslos in Schloss. „Das war noch Qualität“ denkt sich Stipic, während er den Schließmechanismus in den Fingerspitzen zu spüren glaubt. Die Tür gleitet auf und gibt den Blick ins Innere frei- ein Buch. „Ein Buch“ denkt Stipic „auch fein gearbeitet, blaues Leder mit dem Kickerslogo. Die wirklich wahre Wahrheit über die Kickers ?“ Stipic grinst in sich hinein. Auf Seite 3 lächelt mit einem präsidialen Lächeln der Präsident in die Kamera. „Krasse Brille, wie Beckenbauer 1990 in Rom, als er den römischen Finalrasen abschreitet.

 

„Mein Name ist Axel Dünnwald-Metzler. ….

 

... Als Trainer dieses wunderbaren Vereins haben Sie eine verantwortungsvolle Aufgabe übernommen. Seien Sie sich dessen immer bewusst. …. Sie werden mit diesem Verein sportlich nur erfolgreich sein, wenn Sie Ihren eigenen Vorsätzen gerecht werden. …. Da jeder andere Schwerpunkte setzt, letztlich aber doch gescheitert ist – sonst würden Sie diese Zeilen jetzt nicht lesen – lernen Sie aus dem Scheitern ihrer Vorgänger.

 

Jeder Trainer formuliere hier und heute seinen Leitspruch, auf das seine Nachfolger den gleichen Fehler vermeiden. … .“

 

Hä? So ´ne Art Sprüchekalender für Trainer oder was? Und dann so ein Gewese. Na mal sehen, woran man scheitern kann: „Dirk Schuster: „Gehe als Vorbild voran!“ oder hier - Horst Steffen: “Ändere nie Dein Spielsystem.“ Oder der hier -Robin Dutt:“ Ich weiß immer, was ich mache und weiß auch, was ich im Sommer machen werde. Ich sage es aber nicht.“ Weltmeister Guido Buchwald:“  "Wir schaffen es halt immer noch nicht, den Gegner auf spielerische Art und Weise auszuspielen." So ein Angeber, unterschreibt sogar mit „Weltmeister Guido Buchwald".  Massimo Morales – kenn ich nicht, aber der Spruch ist gut: “Ein voller Bauch trainiert nicht gern.“

 

Das wird schwer zu toppen sein, denkt Stipic. „Solange Du gewinnst, hast Du alles richtig gemacht.“  Krikelkrakel schon ist ein weiteres Kapitel der Trainergeschichte der Blauen geschrieben. Wie war das, von den Vorgängern lernen, heißt siegen lernen? Morales- muss ich mir merken – guter Mann, aber jetzt habe ich Hunger. Beim Kickers Restaurant gibt´ s heute Putenschnitzel im Angebot. Stipic verstaut den blauen Wälzer wieder im Schrank und trottet gedankenverloren zu Meister Röhrich. Hatte der alte ADM doch irgendwie Recht, man scheitert an seinen eigenen Vorsätzen. Nehmen wir meinen Vorgänger Horst. Der spielt sein Spielsystem, obwohl jeder weiß, wie man erfolgreich dagegen bestehen kann. Und der Weltmeister-Guido hatte schon damals den richtigen Riecher – aller Kampf nützt nichts, wenn Du kein Fußball spielen kannst.

 

Auch wenn er es nicht zugeben wollte, so beschäftigte Stipic die Sache mehr als ihm lieb war. Wie Dirk Schuster im Poloshirt an der Seitenlinie zu stehen, gelang ihm nicht. Zwar trug er ein Poloshirt, aber das stoische Stehen ist seine Sache nicht. Bewegungsdrang wie nach 5 Litern Kaffee und eine hektische Anweisung nach der anderen. Kein Wunder, wenn die Spieler verunsichert Spielfaden und Grundidee verzweifelt suchen. Als die Ersten (Müller 3) auf das Dauerfeuer von der Seitenlinie nur noch abwinken, greift Stipic zur letzten Patrone, befüllt damit seinen Füllfederhalter und schreibt seine Anweisungen und Botschaften auf kleine Zettel. Keine Ahnung welche Glückskeks-Weisheit die Mitteilung für Abruscia enthielt. Kopfschüttelnd zerknüllte der Mittelfeldspieler das Papier, lies es vor der Erfurter Bank fallen, die sich genüsslich darauf stürzten. Jetzt endlich erkannte Stipic, dass es so nicht geht. Aber da war es längst zu spät.    

 

 

gewappnet für den Abstiegskampf?
gewappnet für den Abstiegskampf?