Sehnsucht nach Fußball

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11. Spieltag/ 24.09.2016

SV Stuttgarter Kickers vs. VfR Wormatia 08 Worms 1:1

Zuschauer: 2.650

1:0 Völkl (75.)
1:1 Dorow (84.)

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Solche Truppen wie Wormatia Worms hatten wir mit unserem Aufstieg in die Eliteklasse 3 des deutschen Fußballs hinter uns gelassen – in der Hoffnung auf ein Nimmerwiedersehen. Die saisonalen Unpässlichkeiten der vergangenen Spielzeit katapultierten uns zurück in die große Gemeinschaft der Namenlosen, Emporkömmlinge und verarmten Traditionsvereine. Und da waren sie nun wieder: die Wormser oder Wormatier oder Wormaten oder wie nennt man sie richtig? Von Anfang an mit einem Punkt zufrieden und am Ende fast noch drei mitnehmen wollen. Die Blauen ließen in Halbzeit eins reihenweise Chancen aus, die locker für ein Dreibisviernull gereicht hätten. Mit Beginn der zweiten Halbzeit verflogen unsere Hoffnungen und Erwartungen an eine Fußballgerechtigkeit. Im Tempo eines Bezirksligapunktspiels schob man sich die Bälle zu und verbreitet eine Atmosphäre der gepflegten Langeweile. Keiner wollte so richtig irgendwas. Hinten dicht und nach vorne geht heute sowieso nichts.

 

Als Völk dann überraschend traf, rieben wir uns die vor Müdigkeit schwer gewordenen Augen, kurz den Senf an der Hose ab und anschließend die Hände. Heute wird’s ein Heimsieg und die Kickers nehmen so langsam Kontakt zur oberen Tabellenhälfte auf. Wir gehen beschwingt nach Hause und vielleicht können wir in dieser ausgeglichenen Liga ja doch noch … ja, das können wir auch gleich wieder abhaken. Erste erstzunehmende „Chance“ und drin ist der Sonntagsschuss. Jubelnd drehen die rotgekleideten Glücksritter vor der Haupttribüne ab und wir sinken enttäuscht in die Sitzschalen. Statt im gewohnten Stil die Zeit runter zu spielen, wollen jetzt beide Mannschaften nachholen, was sie einen halbe Stunde nicht geschafft haben.

 

 

Hektik kommt auf, als ein Roter vor der Haupttribüne zu Boden geht. Er mimt einen Volltreffer auf die Zwölf und verharrt bäuchlings am Boden. War was? Für uns ist klar: reine Provokation und nicht mal gut geschauspielert. Auch beteuerndes Lamentieren in Richtung Spielleiter führt nicht zu einer Bestrafung des Gegenspielers. Solch unsportliches Gehabe wird dann folgerichtig mit einen satten Pfeiffkonzert bei jeder weiteren Ballberührung belohnt. So musste er dann büßen, für seinen untauglichen Versuch uns hinters Licht zu führen und irgendwie auch dafür, dass diese Truppe hier auch noch einen Punkt mitnehmen darf. Uns bleibt die Sehnsucht nach Fußball, der mit Tempo, Toren und technischer Raffinesse (gelungenen Ballannahmen würden mir vorübergehend auch genügen) begeistert. Auf Dauer wird dieses Regionalligagekicke ein ganz schönes hartes Brot.