reicht´s?

--------------------------------------------------------------

 

25. Spieltag/ 15.02.2014

Stuttgarter Kickers vs. VfL Osnabrück 1:0

Zuschauer: 3.450

1:0 Badiane

 

--------------------------------------------------------------

 

 

Seit September hatte sich niemand mehr "getraut", mich zu den Kickers zu begleiten: „weil man dann befürchten müsse, durch den Kakao gezogen zu werden“. Jetzt war die Sehnsucht dann doch größer als die Angst und ein ausgewiesener Experte des badischen Fußballs begleitete mich. Ein Gegenbesuch im Wildparkstadion ist bereits abgemacht. Den Derbysieg in der Tasche und einen namhaften Gegner vor Augen machten wir uns auf, die Heimsiegserie auf Acht auszubauen.

 

Heute verfuhren wir nach dem Motto: „Wenn schon anders, dann richtig“. Also Bier bei der Eintracht, statt bei Paule oder Meister Röhrich. Wir erwischten auch keine Stadionzeitung mehr, weil wir zu lange mit dem eiskalten Bier rumgemacht hatten. Das Beobachten der Aufwärmübungen konnte ich knicken, weil es der Begleitung „zu sehr regnete“ – ist das jetzt schon was kakaogezogenes? Entschuldigung. Auf Stammplatz hatte ich keine Lust und schlug vor: „Komm, heute gehen wir rüber. Mal richtig in Fanblock.“ Gesagt getan und schon standen wir hinterm „harten Kern“. Was wäre wenn … Tabellenhochrechnung bei Sieg … wer spielt jetzt … wo ist mein Bier bzw. wieso ist mein Bier schon alle … geiler Sieg letzte Woche …. haste schon Enzos neue Frisur gesehen .... jeder war mit irgendwas beschäftigt.

 

Der immer wieder gern genommenen Eröffner: „Wir sind alles Degerlocher Jungs!“ war kaum verhallt, da rissen die Spieler auf dem Platz bereits die Arme hoch. Badiane hatte per Aufsetzer den Ball nach einer Ecke irgendwie ins Tor bugsiert. Schwer zu sehen, aber immerhin – drin. Keine drei Minuten später scheitert Enzo knapp am Torwart. Das wär´s schon gewesen. Nach 12 Minuten wähnte ich mich bereits auf der sicheren Straße des Sieges, denn für Sekunden hatte ich die Arme oben und schrie den Torjubel hinaus. Soriano hatte alles richtig gemacht und den Ball vorschriftsgemäß über den Torwart gehoben. Die Kugel senkte sich und prallte knapp neben dem Pfosten - ins Aus. Der musste doch drin sein! Nach einer Viertelstunde hatte Calamita auch noch den Pfosten getroffen. Osnabrück war ohne Plan angereist und wurde vom Kampf und Spielwitz der Blauen überrollt.

 

Als die ersten schon die Sekunden bis zum Pausenklo zählten, geriet die Waldau in heftige Turbulenzen. Notbremsenrot gegen Patrick Auracher, Rettung auf der Linie durch Royla-Dominique Fennell und dann leider eine schwere Ellenbogenverletzung bei Markus Krauss, der Wochen ausfallen wird. Gute Besserung! Der Verursacher von Rot und Verletzung Adriano Grimaldi beschwerte sich später über die Zuschauer, die Ihn ausgepfiffen und beschimpft hätten. Mit blauer Brille betrachtet kreuzte er die Laufwege, um sich bei Berührung zu Boden fallen zu lassen. Zwei Minuten später attackiert er den Torwart überhart und kommt hierfür ohne Gelb davon. Dafür gibts auch auf der Waldau keinen Beifall. Zum Abschluss der Halbzeit setzt Badiane den Ball per Kopf an die Lattenunterkante, aber da war ich schon auf dem Weg zu Meister Röhrich.

 

Zeit zum Durchatmen. Wieder hatten die Blauen viele Chancen nicht genutzt und mussten sich jetzt mit neuem Torwart und einem Mann weniger auf die Verteidigung eines 1-Tore-Vorsprungs einstellen. Als Mark-Patrick Redl und nicht Daniel Wagner eingewechselt wurde, musste ich kurzzeitig, aber wie sich herausstellte völlig unbegründet, an den leider viel zu früh verstorbenen Bernd Jakubowski und an Jens Ramme denken. Jakubowski zog sich in der ersten Halbzeit einen Schulterbruch zu, der gleichzeitig sein Karriereende bedeutet; Ramme kam zur zweiten Hälfte und kassierte sechs Gegentore. Wann und wo das war? Am 19. März 1986. Na und? Kenner werden bereits gelangweilt abwinken, andere sollten sich irgendwo den Mitschnitt der Partie besorgen, die im Westen als „ Das Wunder von der Grotenburg“ einging. In all den Jahren (ach wie pathetisch das klingt) gab es kein Spiel, das mich so fassungslos zurück ließ. Redl ist nicht Ramme und die Kickers auch nicht Dynamo. Außerdem ist es ein Heim- und kein Europapokalspiel, auch wenn wir gerade gerne drüber singen. Kann also alles gar nicht sein. Was sagt denn meine Begleitung? „Stier aus Dudeldorf“ – wie sieht´s aus? Zu meiner Verblüffung stand er völlig gelöst mit seinem Bierchen in der Hand und meinte nur: „Das reicht.“ Punkt. Eine Begründung gab es nicht und ich war froh, dass telepathisch bei ihm keine „Grotenburg“ ankam.

 

Anpfiff zur zweiten Halbzeit. „Nur“ noch 45 Minuten. Beruhigt war ich durch die gewagte Prognose nicht. Eins war klar: Die Kickers mussten diszipliniert spielen und auf ihre Chancen warten. Mit Julian Leist kam ein zusätzlicher Abwehrstratege. Die Zuschauer registrierten recht schnell, dass der fehlende Mann auf dem Platz durch sie ersetzt werden musste. Spätestens als Fabio Leutenecker den Ball an die Latte drosch (51.), war alles drin. Spiel, Spass, Spannung und ganz viel Kampf. Nach einer Stunde Spielzeit äußerte ich den nicht ganz ernst gemeinten Wunsch „jetzt einfach nach Hause gehen“ zu wollen. Leichtes Augenrollen neben mir: „Das reicht.“ Na dann schauen wir uns doch die nicht zu einem Tor führenden Versuche der Osnabrücker in Ruhe an. Leidenschaft kommt schließlich von Leiden und nicht von Relaxen. Fünf Minuten vor Schluss glaubte ich es dann selbst. „Es reicht.“ Nur den Schiedsrichter müssen wir im Auge behalten … noch vier, drei, zweieinhalb ... das reicht, das reicht … noch eine … das reicht … jetzt ist aber Schluss … das reicht. Abpfiff. Meine Nerven.

 

Danke Kickers für diesen Sieg. Unser Lohn: 8. Heimsieg in Folge, beste Rückrundenmannschaft und Platz 8 in der Tabelle. Mit dem Abstiegskampf sollten die Blauen unter normalen Umständen nichts mehr zu tun haben. Schönes Fazit für Mitte Februar - vorausgesetzt, es kommt nicht wieder alles ganz anders.

 

 

 

Quelle: Kicker online
Quelle: Kicker online
schön blau
schön blau
schön schwarz
schön schwarz
schöner Mist - Gute Besserung Markus Krauss!
schöner Mist - Gute Besserung Markus Krauss!
schönes Wetter (sieht anders aus)
schönes Wetter (sieht anders aus)
schöne Fahnen I
schöne Fahnen I
schöne Fahnen II
schöne Fahnen II
schöne Fahnen III
schöne Fahnen III