blau + sieben

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23. Spieltag/ 01.02.2014

Stuttgarter Kickers vs. SV Elversberg 2:1

Zuschauer: 3.330

1:0 Badiane (31.)

1:1 Luz (46.)

2:1 Fennell (88.)

 

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Schon mal etwas vom „Blue-Seven-Phänomen“ gehört? Nein? Die häufigste Antwort auf die Frage nach der Lieblingszahl oder bei der Frage nach einer beliebigen Zahl zwischen Eins und Neun ist die Zahl Sieben. Diese Zahl scheint außerordentlich wichtig zu sein und ist überall präsent: sieben Tage hat die Woche, sieben Kontinente die Erde, sieben Noten die Musik, sieben Löcher hat der Kopf (Ohren, Nase, Augen je zwei, Mund eins), sieben Zwerge, Geißlein, Schwaben, Brücken, Morgenrot, Asche, Weltwunder … und sieben Heimsiege haben die Kickers. Am Stück versteht sich. Da bei den Farben „blau“ so häufig als Lieblingsfarbe genannt wird (wer das nicht glaubt, der erinnere sich an den Ritter der Kokosnuss Sir Lancelot, der dem Wächter der „Brücke des Todes“ fünf, nein drei, Fragen beantwortet musste, um nicht in die „Schlucht der ewigen Gefahr“ geschleudert zu werden. Zunächst nach Namen und Auftrag, dann nach seiner Lieblingsfarbe befragt, antwortete dieser: „blau!“) Auf der Waldau gibt es weder Brücken, noch Schluchten, aber „blau“ ist dort ganz sicher die Lieblingsfarbe. Kombiniert man beide Antworten (sieben und blau) gelangt man zu eben jenem Phänomen, dass hiermit ein weiteres Mal bewiesen werden konnte.

 

Im Februar auf die Waldau pilgern zu dürfen, erfreut die fußballbegeisterte blaue Fangemeinde. Aber leider auch nur die. Wieder nur 3.330 Besucher im weiten Rund, die dem Phänomenenbeweis beiwohnen wollten. Zu sehen gab es einiges.

 

Die Reste dieses lächerlichen Winters hatten fleißige Helferlein hinter den Stadionzaun gekippt. Übrig blieb eine Rasenfläche, die die Spieler übereinstimmend als „schwierig“ beschrieben, was eine selten gesehene Häufung von Ausrutschern, Stock- und Abspielfehlern zur Folge hatte. Wenige Spieler auf beiden Seiten, die wie Lhadji Badiane, der leichtfüßig und katzengleich im Mittelfeld zwei, drei Elversberger aussteigen lässt und sich damit sein Tor quasi selbst vorbereitet, kommen zurecht. Zum Pausenbier lese ich im Androidgerät seltsame Dinge über das parallel stattfindende Hansaspiel und blättere gerade noch durchs Stadionheft, als es auch schon weitergeht. Sekunden später dreht Luz nach Fernschuss-Abstauber jubelnd Richtung Fanblock Elversberg ab. Na toll, dachte ich, hoffentlich nicht wieder so ein Fiasko wie letzte Woche bei meinen Rostockern. Was jetzt folgte, hat das „Kicker-Fachmagazin“ so schön zusammengefasst, dass ich hier einfach dissertationsgemäß fremde Gedanken als eigene ausgeben könnte. Also der Kicker schreibt: „Viel mehr Schwung brachte der Treffer zwar nicht in die Partie, dafür bekämpften sich die Beteiligten aber leidenschaftlich. Teilweise gingen die Akteure über die Grenzen der Fairness hinaus, sodass das Spiel zahlreiche Unterbrechungen mit sich trug, worunter der Spielfluss gehörig litt. Nennenswerte Torszenen erwiesen sich im zweiten Spielabschnitt als eine Rarität.“ Und dabei wurde noch kein Wort über den Schiedsrichter verloren. Wenn nicht gekämpft wurde, wurde diskutiert. Von den Rängen kam jetzt wenig, da es dauernd etwas zu bewerten, bedauern, blöd zu finden und zu beschweren gab.

 

Kurz vor Schluss besannen sich die Kickers und ihr Anhang auf folgende Erkenntnis: Der Aufwand, den man betreibt, soll umgekehrt proportional zur verbleibenden Zeit sein. Entweder kannten die Elversberger das nicht oder es war ihnen egal oder sie dachten, das noch viel länger zu spielen wäre und der Schiedsrichter hilft ihnen noch irgendwie. Jedenfalls klotzten die Blauen noch einmal ran, denn gleich wäre tatsächlich Schluss und zwei wichtige Punkte weg. Wir wurden belohnt. Als Nick Fennell fast unbedrängt einköpft, explodiert die Stimmung auf der Waldau. Ein dreckiger Sieg – endlich.

 

Den Ersten mag es schon langweilig werden – zu Hause immer nur gewinnen. Sportdirektor Zeyer plant derweil bereits dreigleisig und beantragt Lizenzen für die Ligen 2 bis 4. Respekt, ein Mann mit Weitsicht, der für alle Fälle gerüstet scheint. Die Blauen liegen in der Heimtabelle auf 3, in der Rückrundentabelle gar auf 2; momentan besteht kein Grund die ZVGU mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde zu überziehen. Aber nächste Woche sieht alles schon wieder ganz anders aus. Garantiert. So oder so.

 

 

Heinz Becker auf großer Fahrt
Heinz Becker auf großer Fahrt
die Reste eines lächerlichen Winters
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Treffpunkt Paule
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Lhadji zeigt seine Schuhe - ungläubiges Staunen
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Teile von 3.330
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Spielfluss verloren
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Enzo Marchese und S. Miftari
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Fabian Gerster
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der katzengleiche Lhadji Badiane
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