Stadionverbot wegen ?

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31. Spieltag/19.03.2016

SG Sonnenhof Großaspach vs. SV Stuttgarter Kickers  1:1

0:1 Braun (45.)

1:1 Gehring (80.)

Zuschauer: 3.600

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Der „Tempel der Andrea“ lockte unweit der blauen Hauptstadt. Ein Blick auf die Generalstabskarte genügte, um uns überschlagsmäßig auf eine Anreise von etwa einer Dreiviertelstunde einzurichten. Gedanklich hatten wir unsere Karosse auch bereits am ersten verfügbaren, heimelig kleinen, aber befestigten Parkplätzchen hinterlassen. Reisewarnungen und Hinweise ignorierten wir geflissentlich, denn eine Umleitung im nahen Bauerngehöft kann keine relevante Auswirkung auf unseren Zeitplan haben. Bis wir allerdings in die unendlichen Weiten des Backnanger Hinterlandes gelangen sollten, zogen wir den Erwerb eines Fahrrades oder die fußläufige Fortsetzung in Erwägung. Auf sogenannten Hauptverkehrsachsen simulierte das Land eine Bautätigkeit von beachtlicher Länge, was infolge der reduzierten Fahrfläche und strafbedrohter Geschwindigkeitsüberschreitung zu einer Ballung und Ansammlung diverser Reisewilliger führte. Da wir weder Muße noch geeignete Objekte zur freudvollen Landschaftsbetrachtung fanden, ließen wir unsere elektronische Reisestreckenmaschine die vermeintliche Ankunft am Sirenentempel errechnen. Unerbittlich sahen wir unsere Lebenszeit auf der Straße der Unendlichkeit dahin schmelzen. Ohne weiteren Widerstand folgten wir auch noch dem letzten schwarz-gelben Umwegschild, um dann einer nie für möglich gehaltenen Ansammlung von Reisegerätschaften auf brandgerodeten Weideflächen gewahr zu werden. Auch egal, soll uns doch der örtliche Kundschafter aufzeigen, was er für eine örtliche Gelegenheit des Hinterlassens unserer Karosse erwäge. Tat er dann auch und unsere Laune hob sich.

 

Die unverbindliche Aufforderung zum Besuch berechtigt im speziellen Fall des sportlichen Kräftemessens nicht zur unmittelbaren Anwesenheit. Dazu begaben wir uns an den Bretterverschlag und trafen einen äußerst verschmitzten wie freigiebigen Billetthändler, der uns unter Zurücklassung ortsüblicher Zahlungsmittel zwei Zugangsberechtigungen übergab.

Damit eilten wir ohne weiteres Zögern dem Zollbereich entgegen. Das Fachpersonal begehrte einen Blick in unsere Habe und aus den unschlüssigen Reaktionen schloss ich, dass „etwas nicht in Ordnung“ sein könnte. Das Fachpersonal selbst schien aus ortsfremden, der dortigen Sprache nicht Mächtigen zu bestehen und so verwies man unser Problem an den Vorarbeiter. Erste Reaktion auf zwei Packungen Capri Sonne: „Geht nicht! Was habt ihr noch dabei?“ “Decke, Zaunfahne und – jetzt wühlte ich von ganz unten eine Tüte mit leckersten Süßstoffen hervor – das hier.“ In den Augen des Vorarbeiters las ich sowas wie „wohl wahnsinnig geworden?“. Ich ersann eine List: das alles gehöre nicht mir, sondern ihm und deutete auf meinen minderjährigen, demnach strafunmündigen Begleiter. Es folgte eine Augenrollen und gütiges Lächeln. „Ausnahmsweise, aber ganz schnell einpacken, nach ganz unten.“ 

 

Knapp am Stadionverbot vorbeigeschrammt, konnten wir uns nach all dem Stress der Beschaffung hungerstillender Nahrung widmen. Die Auswahl beschränkte sich auf zweierlei Wurstware. Behände und mit beachtlichem Geschick koordinierte ein älterer Herr seine Gerätschaften. Erwartungsfroh orderten wir aus seinem Angebot, konnten aber eine gewisse Enttäuschung nicht verbergen. Trotz erkennbar schwarzer Streifen fand offensichtlich kein ausreichender Garungsprozess statt. Und fettig war es obendrein. Die lautstarken Bekundungen aus dem Bereich mitgereister Jünger der blauen Götter mussten sich demnach auf etwas anderes bezogen haben, als auf das verarbeitete Endprodukt der hochgejubelten Nutztierrasse: „Aspach Schweine, Aspach Schweine …“.

 

Die anschließende sportliche Auseinandersetzung entschädigte für vieles. Zunächst hielt uns der Torwächter lästige Jubelarien vom Hals, als die immer wieder hurtig heranstürmenden Hausherren den Kasten heftig bedrängten. Etwas überraschend und umso lieber bejubelten wir kurz vor der halbzeitlichen Spielpause einen KopfmitSchulter-Treffer ins gegnerische Tornetz. Die Spannung wogte mit dem Spielverlauf hoch und runter. Verletzungspech, Gedankenlosigkeit und am Ende manchmal nur ein bis zwei Meter Fußweg fehlten am absoluten Erfolg. Die anderen trafen auch noch und so war dann nichts, oder wie man neuerdings sagt alles „un“ entschieden“.       

 

Zaunfahne beschlagnahmt?
Zaunfahne beschlagnahmt?
da stehts doch: ALLES VERBOTEN und KEINE HAFTUNG!
da stehts doch: ALLES VERBOTEN und KEINE HAFTUNG!
Nulleins
Nulleins
das Publikum fordert, der Schiedsrichter urteilt: ROT
das Publikum fordert, der Schiedsrichter urteilt: ROT