Sympathieflash beim Bratwurstessen

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16. Spieltag/ 07.11.15

SV Stuttgarter Kickers vs. 1.FSV Mainz 05 II 1:4

Zuschauer: 3,210

0:1 Klement (1.)
0:2 Höler (24.)
0:3 Klement (40.)
1:3 Soriano (63.)
1:4 Klement (65.)

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Die vom Kickersmanager MZ verlautbarte Trainerwechselgeschichte würde jedem Helge-Schneider-Album zur Ehre gereichen. Wenn es den Titel nicht schon gäbe, könnte es keinen passenderen geben als: „Es rappelt im Karton“.

 

Aber der Reihe nach: Seit Enzos ominösem Elfmeterfehlschuss in der 67. Spielmute am 19. September 2015 in Wiesbaden laufen die Blauen nicht nur Ball und Gegner, sondern vor allem ihrer Form und den Punkten nach. Das Spiel gegen Mainz II mit eingerechnet sind es ganze sieben Niederlagen in Folge! Während einige noch ihren Aufstiegsträumen und der spielerischen Überlegenheit der vergangenen Spielzeit nachhängen, befinden wir uns mitten im Abstiegskampf.

 

MZ war mit nach Erfurt gereist, um dort einer weiteren Niederlage beizuwohnen. Der arbeitslose Ex-Wismut-Aue-Trainer Stipic war auch nach Erfurt gereist, mit der Idee, dort auf Verantwortliche von Rot-Weiss zu treffen, wenn diese durch eine Niederlage gegen die Blauen über einen Trainerwechsel nachdenken sollten. Es kam anders als gedacht, denn Erfurt gewann Einsnull. Gut einen Versuch war es wert, muss es Stipic durch den Kopf gegangen sein. Als Verpflegungsstand für Thüringer Rostbratwurst kleckerte er MZ etwas Bautzner Senf auf den Mantel und so kam man ins Gespräch. „Oh entschuldigen Sie,  ach so ein Zufall. Sie sind doch --- und Sie sind … „Hier ist meine Nummer für die Reinigungskosten.“

 

MZ rief tatsächlich an, aber nicht um einen siebenfünfzig-Anspruch zu avisieren, sondern eine freie Trainerstelle auf Degerlochs Höhen. Ein Sympathieflash beim Bratwurstessen mit weitreichenden Folgen. Stipic war somit doch zur rechten Zeit am rechten Ort. Gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz hatte sich die Fangemeinde des Steffen´schen 4-3-3 Systems deutlich gelichtet. Nach Kickers-Maßstäben zwei sportlich erfolgreiche Jahre mit einem sympathischen Trainer endeten dann doch für alle überraschend schnell.

 

Gegen Mainz II saß dann aber der Trainer der Zweiten Mannschaft am Spielfeldrand. Zwanzig Minuten sah es so aus, als ob die Kickers mittlerweile begriffen, dass das Abstiegsgespenst seine Fingerchen ganz sanft um ihre Leiber gelegt hätte. Wenn es nicht so unglaublich unpassend gewesen wäre, hätte man sich beim Nulleins durchaus köstlich amüsieren können. Stattdessen haben wir schwarz geärgert und wilde Flüche ausgestoßen. Dreifachtorschütze Klement zieht aus 20 Metern ab, der Ball knallt von der Latte Torhüter Claus an den Hinterkopf und von da ins Tor. Gespielt waren da: 59 Sekunden.

 

Nach dem Nullzwei verfielen die Blauen in den gewohnten Trott aus ungenauen Abspielen, technischen Unzulänglichkeiten und tempoarmen Aktionen. Was ich viel schlimmer fand: die Zuschauer hatten resigniert. Die Mannschaft erreichte sie nicht mehr – weder durch gelungene, noch durch missratene Aktionen. Man nahm das Spielgeschehene zur Kenntnis – mehr nicht.

 

So, dann wünschen wir dem neuen Trainer Tomislav Stipic einen erfolgreichen Start. Ich hoffe MZ hat ihn über die Ostphobie informiert, denn es geht nach Halle zu den Chemikern.