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24. Spieltag/ 06.02.2016

SV Stuttgarter Kickers vs F.C. Hansa Rostock  2 : 0

Zuschauer: 5.020

1:0 Baumgärtel (11. FE)
2:0 Nebihi (65.)

 

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Eine fatale Situation - diese. Sowohl die Kickers (20.), als auch Hansa (18.) befinden sich auf den Abstiegsrängen der Tabelle. Schlimmer ginge es nur noch, wenn dieses Zusammentreffen unmittelbar vor Spielzeitende stattfinden würde.   

 

Das Schöne an der Situation Kickers vs. Hansa ist allerdings, dass ich das Ergebnis überhaupt nicht beeinflussen kann.

Die Entscheidung fällt aufm Platz (quieck -  damit bitte fünf Euro ins Phrasenschwein). Das erledigen die Mannschaften ganz allein für sich. Ich muss dann nur mit dem Ergebnis leben, ob es mir passt oder nicht. Die Bewertung, ob es ein gutes oder schlechtes Ergebnis war, steht eh erst am Ende dieser verdammten Spielzeit fest. Getreu dem Motto: wem nützt es, soll doch der gewinnen, der mit den Punkten den Abstieg verhindert.

 

Und so klammern sich die Blauen und die Hanseaten an dieses Spiel wie an das „Brett des Karneades“. Durch ein Unentschieden könnte man das „Brett“ quasi teilen, aber ob das reicht um nicht unterzugehen? Einer bezwingt den anderen, um die Punkte für sich zu sichern und anschließend gerettet zu werden.  

 

Für die Blauen ist es schon fast ein Endspiel, denn wenn auch gegen den unmittelbaren Konkurrenten im Abstieg keine halbwegs annehmbare Leistung geliefert wird, ist das sehr schlecht für die Tabelle und fürs Gemüt. Trainer Stipic hat seinen spärlichen Vertrauensvorschuss bei einigen Anhängern bereits vollständig verbraucht. Die wohlig warme Kickers-Familie-Atmosphäre, die Horst Steffen über Mannschaft und Publikum verbreitete, ist sozusagen Schnee von gestern und einer verdammten Angst vor dem Abstieg gewichen.

 

Da passt es doch ganz gut, dass mein Kickers-Kids-Club-Mitglied heute als Einlaufkind für die notwendige Ablenkung sorgt. Stolz wie Oskar marschiert er an der Hand eines Hanseaten ein und präsentiert mir anschließend die Werbegeschenke der Firma „Bürger Maultaschen“. Auf ungewohnten Plätzen rauscht das Spiel an uns vorbei und hinterlässt nur wenig bleibende Eindrücke. Schon komisch, wenn ich an die vorher beschriebene Wichtigkeit denke. Wenig überraschend machen die 800 mitgereisten Hansa-Fans mindestens so viel Rabatz wie der B-Block. Gleiche Melodie, anderer Text – neben mir grinst ein weiterer Kindsvater und wir versuchen das Niveau der Partie halbwegs objektiv einzuordnen und einigen uns auf: „3. Liga, unteres Tabellendrittel“.

 

Die Blauen hatten am Ende mehr Glücksmomente und behielten gegen erschreckend schwache Hanseaten die Oberhand. Der frühe Elfmeter brachte den einen mehr Sicherheit, den anderen fiel noch weniger ein. Völlig entnervt müssen die Hanseaten in der 74. Minute gewesen sein, als Starostzik den Ball zwar hinter der Torlinie rettet, dieser aber selbige nach Ansicht des Schiedsrichters nicht in vollem Umfang überquert hatte. Die übliche konditionelle Schwächephase der letzten Viertelstunde überspielten die Blauen, indem sie sich auf das Verteidigen beschränkten. Für auswärtsfahrende Hansa-Anhänger mal wieder eine frustrierende Pleite, für die Kickers-Jünger ein Lichtblick nach einer ganz langen Durststrecke. Und Stipic hat bewiesen, dass die Mannschaft unter seinem Training auch gewinnen kann.