Die Nummer 1 der Stadt

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24. Spieltag/ 09.02.2014

VfB Bad Cannstatt 2 vs. Stuttgarter Kickers 0:1

Zuschauer: 3.900

0:1 Calamita (47.)

 

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An der Umsteigehaltestelle Charlottenplatz trafen sich unsere Blicke. Du mit rotem, ich mit blauem Schal. Deinem spöttisch-verständnislosen Gesichtsausdruck setzte ich leicht ein lockeres Lächeln entgegen, bis sich unsere Wege trennten. Einer hatte aufs falsche Pferd gesetzt und das war er.

Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nichts vom Angebot jenseits des Neckars. Die vorstädtischen Heimmannschaften offerierten ihren Anhängern mit einem zeitgleichen Doppelauftritt die einmalige Gelegenheit, sich zwischen Pest (1:4 Klatsche in der eigenen Event-Arena) und Cholera (als Pseudogastgeber in Degerloch im kleinen Derby 0:1 verlieren) zu entscheiden.

 

Sonntag halb vier, eine bundesligareife Anstoßzeit für die Blauen im heutigen Auswärtsspiel, dass gar keins ist, denn es geht auf die Waldau. Ausreichend Sicherheitsbeamte umlagerten das Stadion, um was genau zu tun? Rivalisierende Fanlager auseinanderhalten, die heute gar nicht aufeinandertreffen konnten? Videoüberwachung, Wegesperrungen, reitende Beamte und Kampfmonturen als ginge es um die Räumung besetzter Autonomenhäuser; fehlte eigentlich nur noch sowas wie ein Wasserwerfer. Ich bedanke mich herzlich für die erlebte Sicherheit!

 

Zum Anpfiff waren die Blöcke A und B komplett überfüllt. Die Waldau fest in Kickers-Hand. Hätte man mit so vielen Kickers-Fans rechnen können? Der Verein jenseits des Neckars meinte „nein“ und hatte unrecht. Das ist einfach unprofessionell und nicht mal drittligareif. Auszubaden hatten es diejenigen, die noch keine Karte hatten oder wie üblich auf den letzten Drücker erschienen. Mit dem Anpfiff endete endlich auch die unsägliche Beschallung mit Kirmesmusik, deren Höhepunkt ein schmachtender Gesang über die Einmaligkeit und Unfehlbarkeit der weißgekleideten Roten darstellte. Zwischendurch nuschelte sich der Stadionsprecher durch die Mannschaftsaufstellungen. Eine solche Hirnwäsche funktioniert vermutlich in der Neckararena, uns hingegen pfiffen nur noch die Ohren.

 

Die Kickers erspielten sich in der ersten Halbzeit eine Überlegenheit, die sie leider nicht in zählbare Torerfolge ummünzen konnten. Die Blauen erkämpften sich die Bälle, zeigten feine Spielzüge und dem Gegner, wie man in einem Derby aufzutreten hat. Das dieses Derby bis zum Schluss eine spannende Angelegenheit blieb, lag vor allem an einem: Odisseas Vlachodimos. Selten, dass ich über Spieler der gegnerischen Mannschaft geradezu ins Schwärmen gerate, aber das war eine überragende Leistung für einen Torhüter. Und wenn wir gerade das Füllhorn des Lobes ausschütten, sollten wir auch dem Mann in schwarz zu seiner respektablen Leistung gratulieren. Ruhig, jederzeit souverän und vor allem nicht auf die Schwalben und Elfmeterschindereien der roten Angreifer hereinfallend, hätte Peter Sippel aus meiner Sicht mehr verdient als die Kicker-Note 2,5.

 

Zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff knackten die Kicker die Nuss und Calamita verwertete nach schöner Vorarbeit von Enzo zur hochverdienten Führung. Die Kickers ließen es nun etwas ruhiger angehen und verlegten sich aufs Kontern. Zu verteidigen gab es nicht viel, einzig bei Freistößen kam sowas wie Torgefahr auf. Letztlich ein blutleerer Auftritt des Gegners. Am Ende stand ein Derbysieg und Tabellenplatz 10. Jenseits des Neckars hatten sie nicht mal einen Vlachodimos parat, so dass wir mit doppelt stolz geschwellter Brust die Heimreise antreten konnten. Ein schöner blauer Sonntag. Den Typen vom Charlottenplatz habe ich nicht wiedergetroffen. Auf mein Lächeln wird er gerne verzichtet haben, auch wenn ich sein langgezogenes Gesicht gerne gesehen hätte.

 

weil es gerade so schön ist (Quelle: Kicker)
weil es gerade so schön ist (Quelle: Kicker)
???
???
Hönes ! Reisen
Hönes ! Reisen
Fans der Heimmannschaft (ganz hinten die Fünf)
Fans der Heimmannschaft (ganz hinten die Fünf)
Aufwärmen heute auf der linke Seite
Aufwärmen heute auf der linke Seite
blauer Himmel über der Waldau
blauer Himmel über der Waldau
Derbysieger: SVK
Derbysieger: SVK
Durchblick
Durchblick