Atlas schlägt Navi

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3. Spieltag/ 15.08.2015

F.C. Hansa Rostock vs. Fortuna Köln 4 : 2

Zuschauer: 11.300

0:1 Ikeng (8. Eigentor)
1:1 Jänicke (21.)
2:1 Jänicke (36.)
3:1 Perstaller (38.)
3:2 Pazurek (40.)
4:2 Bickel (61.)

 

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Unbarmherzig rückt die vom Navi errechnete Ankunftszeit Minute um Minute voran.  Ein Ort Namens "Gelbensande" 20 Kilometer vor den Toren von Rostock. Nichts geht bzw. fährt mehr. Stau auf einer Bundesstrasse. " .. sie müssen mit 30 Minuten mehr Fahrzeit rechnen" klugscheissert die Privatradio-Flitzer-Blitzer-Praktikantin durch den Äther. 30 Minuten, dann sind wir erst 10 Minuten vor dem Anpfiff am Stadion und haben noch nicht eingeparkt. Verdammt, wenn ich etwas hasse, dann zu spät zum Spiel zu kommen.


Im Handschuhfach findet sich Atlas in Papierform. Wunderbar. Da vorne links rein und dann zwei Dörfer, dann links und wir kommen irgendwo bei Bentwisch raus. Nach endlosen weiteren Minuten erreiche ich endlich die Abbiege und reihe mich in den Strom der Cleveren ein. 60, 70 hin und wieder 100 Sachen - es läuft. Nach acht Minuten ein erstes Schild: Rostock: 16 Kilometer. Weiter, weiter, immer weiter. Endlich das Ortseingangsschild von Rostock und es läuft flüssig. Alle Ampeln auf grün, vorbei an den Wahrzeichen der Stadt und schwuppdiewupp rein ins Parkhaus. Kurz nach halb Zwei. Ich bin das erste Mal erleichtert an diesem Nachmittag.


Wurst und Getränke sparen wir uns zunächst, denn der übliche Süßkram ist in rauen Mengen in den Taschen verstaut. Nervennahrung für eine turbulente Partie, die dann alles bietet, was der Fußball bieten kann. Bis auf einen Elfmeter haben wir alles gesehen. Schöne Tore, Abseitstor, rote Karte, Eigentor, fanatisch anfeuernde Fans, Laola-Welle ... . Konnten wir natürlich nicht ahnen, als Hansa nach acht Minuten mal wieder Einsnull hinten liegt. Wunderbar blödes Eigentor aus zwanzig Metern. Innenverteidiger und Eigentorschütze Ikeng ist danach kaum noch anspielbar. Köln nahm dankend an und blieb weiter gefährlich. Hansa kam nur schwer in Gang, weil vieles zu ungenau und zu langsam gespielt wurde. Zum Glück hatte Hansa Tobi Jänicke. Der war heute richtig giftig und ging jedem Ball hinterher. Zwei Tore durch ihn drehten die Partie. Als Perstaller in der 38. gar zum Dreieins erhöhte, hielt ich den Hansa-Sieg im Bereich des Möglichen. Blöd nur, dass Köln nur zwei Minute später wieder verkürzte. 36. 38. 40. - wer nur mal kurz raus mußte, hat ziemlich viel verpasst, denn Perstaller hätte - allein auf den Kölner Kasten zulaufend - den alten Abstand wieder herstellen können. Hat er aber nicht.


Wie bereits am ersten Spieltag bei den Kickers in Stuttgart trat die Fortuna gut und gerne nach Ball und Gegner. Mit dieser Spielweise wird man sich auf Dauer jedoch immer wieder selbst schwächen. Tobias Fink holte sich am dritten Spieltag bereits die zweite gelb-rote Karte ab. Auch wenn Schiedsrichter Günsch nicht so recht wußte, ob er jetzt kleinlich oder großzügig pfeifen sollte, die Kölner waren irgendwann total abgenervt. Auf ihre Schwalben im Strafraum fiel er auch nicht rein und die Zuschauer brüllten die ganze Zeit. Als Bickel nach einer guten Stunde einen sehenswerten Schlenzer im Kasten der Kölner versenkte, war das Spiel gelaufen. Köln lief sich in den Rostocker Abwehrreihen fest. Den Rostocker Kontern fehlte weiter der letzte Tick an Genauigkeit. Das tat der überragenden Stimmung der 11.300 Zuschauer keinen Abbruch. Wenn die Südtribüne so richtig loslegte, verstand man sein eigenes Wort nicht mehr und La-Ola-Wellen habe ich auch schon lange nicht mehr mitgemacht.

Hansa - weiter so!