Pastors Erben

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Spieltag 16/ 09.11.2013

Stuttgarter Kickers vs. Hallescher FC 1:0

Zuschauer: 4.150 

1:0 Soriano (55.)

 

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Sechs freundliche Polizisten hatten sich nach allen Seiten selbst absichernd an der U-Bahn-Station Charlottenplatz auf die U 15 zum Fernsehturm gefreut. Halleschen Feuerteufeln, die in der vergangenen Woche in Rostock zündelten, wollten sie heute mittels eines auf den Rücken geschnallten Kleinlöschgerätes Einhalt gebieten. Andere mutmaßten, es handele sich eventuell um Pfefferspray. „Dieser Zug entfällt komplett.“ schnarrt es aus den Lautsprechern der Transportgesellschaft. Schade für die Jungs. Der Trupp quetschte sich daraufhin in die U7, an der am Olgaeck eine ganze Reihe Blaulichtwagen vorbei zogen. Rauf ging es zur Waldau, wo von den angekündigten Regenfällen, Pyro und Problemfans nichts zu sehen war. 

 

Heute zu Gast: die BSG Chemie Halle alias Hallescher FC. „Chemie“ - dieser Zusatz im Namen fehlt im Vergleich zu den DDR-(Ober)ligazeiten heute. Damals war „Chemie“ eher ein gern gesehener Punktelieferant, der hin und wieder gegen „die Großen der Oberliga“ Überraschungserfolge vermelden konnte. Das lag Anfang bis Mitte der 80er Jahre vor allem an einem: Frank Pastor. Ein genialer Strafraumstürmer dessen Spielweise vergleichbar mit der von Ulf Kirsten war. 1984 war dann Schluss mit den Asterixstreichen der kleinen Betriebssportgallier. Nach 49 Toren in 157 Spielen für Chemie wurde Frank Pastor zum BFC Dynamo delegiert, wo er nicht weniger erfolgreich war. „Ausgerechnet der“ dachte sich künftig so mancher, wenn er seine Tore zu einer weiteren DDR-Meisterschaft der Berliner beisteuerte. „Ausgerechnet ein Biber“ dürften sich 20 Jahre später die Chemie Anhänger gedacht haben, als der Verein sein neues Maskottchen („Hallotri“) präsentierte. Die Kickers haben kein Maskottchen. Darüber bin ich froh, wenn ich das Hallenser Viech betrachte. 

   

Genug der Vorrede, zurück zum Spiel, das gleich mit einer Überraschung begann. Die Seitenwahl wurde verloren und der Gästekapitän ließ die Seiten wechseln. Also bitte, als ob das was bringen würde. Die Kickers begannen furios, brauchten nach einer Viertelstunde aber immer häufiger eine Verschnaufpause. Einzige Ausnahme: Alvares. Ständig unterwegs, ständig im Abseits und immer was zu meckern. Die gelbe Karte gab es folgerichtig noch vor der Pause, als er den Linienrichter auf seine Sehschwäche hinwies. Gerrit Müller agierte im Mittelfeld, als spielte er schon jahrelang bei den Blauen. Gibt es ein schöneres Kompliment für einen Neuzugang? Nö, also weiter so. Weder Braun per Kopf, noch Soriano per Fuß brachten den Ball im gegnerischen Tor unter. Nullzunull zur Pause und die Hoffnung auf ein Quäntchen Glück und der inständigen Bitte, dass Alvarez sich noch zusammen reißt.

  

„OK Trainer, ich reiß` mich zusammen“. Trainer Steffen hatte die richtigen Worte gefunden und Liebling Alvarez versuchte nun im Kampf um die Krone der Seitfall- und Fallrückziehertorschützen Boden gegenüber Soriano gut zu machen. Ein Kracher an die Lattenunterkante. Kein Grund zur Beunruhigung. Wenn es so weitergeht, machen wir noch einen oder es gibt Elfmeter. (Lange nichts von der ZVGU gehört.).10 Minuten nach Wiederanpfiff ein schöner Pass von Auracher an der Mittellinie auf - na wen schon? – Alvarez und der – man ist der schnell – läuft noch vier fünf Schritte an der linken Strafraumgrenze entlang, haut den Ball humorlos in die Mitte und Soriano schiebt locker ein. So einfach und tut auch gar nicht weh. Einsnull und der Stadionsprecher legt sich ins Zeug, als wollte er noch zur WM fahren.    

 

Fußball ist eine ernste Angelegenheit und herzhafte Lacher rar. Als der finnische Ausnahmestürmer Timo Furuholm in der 70. Spielminute aus sage und schreibe zwanzig Zentimetern (cm) Torentfernung den Ball neben das Tor stochert, blieben ihm nur hilflose Gesten in Richtung seiner rotgekleideten Mitspieler. Das wäre Frank Pastor nie passiert. Ein seltener Moment ungebremster Schadenfreude auf den Rängen der Blauen.   

 

Zum Schluss möchte ich noch einen Spieler erwähnen, von dem heute schon ganz oft die Rede war: Alvarez. Er versuchte es mit einem weiteren Fallrückzieher, doch dieser ging ausnahmsweise nicht an das Aluminiumgestänge, sondern vorbei. 

 

So weit so gut. Ach so, eine Frage hätte ich noch: Was sollte der Gesang: „Wir hassen Ostdeutschland“? Dagegen ist ja das Absingen des „Brücken- und Bahnhofsmission“-Liedes noch kreativ. „Auf die Blaue“ – das ist ein Schlachtruf!

 

P.S. Halle liegt übrigens in Mitteldeutschland.  

 
was ist drin?
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Gitta Turm
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wo auch sonst?
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Anwärter auf den Titel:  Hässlichster AuswärtsBus der Spielzeit 13/ 14
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Soriano vs Prof. Boerne
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Chemie Halle
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Auf die Blaue!
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1 : 0
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Festung Waldau: Tor Nr. 9 im 4. Heimspielsieg nacheinander
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SVK
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Fabian Gerster
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Marc Stein
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Patrick Auracher
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