Dienstage sind Unterhachinger Tage

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11. Spieltag/ 23.09.2014

Stuttgarter Kickers  vs. SpVgg Unterhaching 3 : 0

Zuschauer: 2.200

1:0 Stein (31.)

2:0 Edwini-Bonsu (36.)

3:0 Halimi (64.)

 

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Dienstage sind Unterhachinger Tage. Wie im Vorjahr duellieren sich die Blauen mit den Blau-Roten an einem Dienstagabend. Erfrischend kalt meldete sich der Sommer ab. Neun Grad plus tickert der Deutsche Wetterdienst. Je länger die Akteure den Reutlinger Fußballplatz beackerten, desto mehr zog eine feucht-kalte Geruchsmischung aus Erde, Rasen und Blattwerk die Ränge nach oben. Vielleicht 35 Hachinger hatten heute nichts Besseres zu tun, als sich auf den Weg nach Reutlingen zu machen. Da die Anfahrt von Stuttgart bereits 80 – in Worten: achtzig – Minuten (für 40 Kilometer!) in Anspruch nahm, sollten sich die Unterhachinger bereits nach dem Mittagessen aufgemacht haben, um diese hochinteressante Sportveranstaltung verfolgen zu können. Langsam nähert sich die Zuschauerzahl (2.200) dem nicht unterschreitbaren Mindestsatz von 1.850. Dies ist nach meiner Einschätzung der „harte Kern“, der immer kommt, auch im Winter, auch im Regen und auch nach Reutlingen.

 

Rund um das Reutlinger Stadion fand zeitgleich zum Spiel eine Übung der örtlichen Polizeieinsatzkräfte statt. Oder haben schlaue Köpfe in sozialen Netzwerken geheime Botschaften entschlüsselt, die eine Gefahrenabwehr in diesem Ausmaß rechtfertigen könnten? Eine komplette Kaserne war angetreten und je nach Spezialisierung wurden Hunde angeleint, Pferde aufgesattelt oder Kameras bereit gehalten. Der Rest hatte die übliche Nahkampfmontur übergeworfen und sich großräumig auf dem Stadiongelände verteilt. Auf! Auf! Marsch! Marsch!   

 

Nach fünf Eingewöhnungsminuten entwickelte sich zunächst ein Spiel mit gleichwertigen Spielanteilen. Unterhaching spielte gut mit, stand im Mittelfeld und Abwehr noch geordnet und lies wenig Gefahr vor dem eigenen Kasten aufkommen. Gerrit Müller blühte heute richtig auf und wuselte sich nach 20 Minuten zweimal durch die Unterhachinger Abwehr. Beim dritten Versuch legt er auf Soriano ab, der aus sechs Metern Torentfernung den Ball deutlich über das Tor befördert. Oje, das kann ja was werden. Fünf Minuten später war es dann soweit. Kopf –Brust-Fuß hieß die einfache Formel: Braun per Kopf auf Soriano, der per Brust auf Stein abtropfen lässt, der humorlos per Fuß vollendet. Edwini-Bonsun wurde vier Minuten später ausgiebig gefeiert. Sein 20-Meter-Schuß ging abgefälscht und damit unhaltbar über die Linie. Eine beruhigende Führung, die dem sich nun zu Gunsten der Kickers entwickelnden Spielverlauf entsprach.

 

Kurios das 3:0.  Der Einwurf von Baumgärtel leitet Soriano per Hacke auf Müller weiter. Der legt von der Grundlinie auf Halimi zurück. Der senzt per Luftloch über den Ball, der dann von seinem rechten Fuß vorgelegt wird, so dass er per Picke aus fünf Metern trifft. Damit war die Entscheidung endgültig gefallen, denn die Blauen spielten sich an diesem Abend in einen wahren Rausch. Enzo nochmal an den Pfosten (75.) und Calamita lies noch so manche Chance liegen. Die Hachinger hatten längst aufgegeben, blieben jedoch bei ihrer auf Technik und Kombinationen ausgerichteten Spielweise. Dafür muss man auch mal Respekt und Anerkennung zollen. Im Vergleich zu den Kloppern aus Osnabrück bleiben die Hachinger somit in positiver Erinnerung.

 

Irgendwie reibt man sich mittlerweile verwundert die Augen. Vor einem Jahr fast mausetot, tief im Abstiegskampf verhaftet und heute gehen die Ansprüche schon soweit, dass wir den Anschluss an die Tabellenspitze nicht verlieren dürfen, wenn wir schon nicht selbst Erster sind. Horst Steffen hat die Kickers gepackt und geformt, neue Spielfreude vermittelt, Tempo und Technik ins Spiel gebracht. Die Komplett-Auswärts-Saison war bislang kein Nachteil, aber Heimweh nach der Waldau haben wir dennoch.