Jacke wie Hose/ Gesicht

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13. Spieltag/ 18.10.2015

Bad Cannstatt II vs. SV Stuttgarter Kickers 2:1

Zuschauer: 2.575

0:1 Jordanov (47.)
1:1 Grüttner (67.)
2:1 Gabriele (80.)

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Die neue Haupttribüne hat „in ihrem Bauch“ einen eingebauten Getränkestand – Ham´ we wieda wat dazu jelernt.

Zur standartmäßig in Anspruch genommenen Tränke hinterm G-Block hatten wir keinen Zutritt: „Falsche Karte – geh´ gefälligst dahinten“ sprach aus den Augen des SDS-Superordners, der kopfschüttelnd die Absperrung umklammert. Richtig so, der gastgebende Verein aus der Vorstadt kann sich der Zuschauermassen sonst kaum erwehren, geschweige denn in die richtigen Bahnen lenken. Wo kämen wir denn hin, wenn sich jeder einfach von irgendwo nach dahinten kurz mal hier lang seinen Platz suchen würde? Ein heilloses Durcheinander gäbe das. Und im B-Block sind die auf den Eintrittskarten benannten Plätze einzunehmen - aber bitteschön ins Stadion geht’s dahin „nur über den Eingang an der Kasse Nord“ höre ich mit einem Ohr die Anweisung am Einlassbereich Süd.

 

Die Kartenkontroletti im E6 wirkten hingegen leicht desorientiert, als sie uns die ungefähre Richtung zu unseren Plätzen anzeigen wollten. Soso, Reihe 1 ist also da entlang. Verwundert folgten meine Augen seinem Arm, der in Richtung der Reihen 8 und 9 ausfährt. „Nö“ sage ich, „Reihe 1 ist ganz vorne“ und meine Armbewegung weicht 90 Grad vom vorgegebenen Kurs ab. Kopfnicken bei mir, Schulterzucken beim Kompagnon in grellgelb. „Alles klar, wir wissen schon – da geht’s lang.“ Unseren klaren Wissensvorsprung über die örtlichen Gegebenheiten ausnutzend, schlendern wir dem Gestühl entgegen. Links daneben finden wir praktischer Weise Zaunfahnen – und Getränkehalter in einem, vor uns eine nicht zu hohe Mauer zum dagegen lehnen oder –treten, mit bester Sicht auf das keine drei Meter vor uns beginnende Spielfeld.

 

Trotz Windstille war heute viel Luft nach oben und zur Seite. Gut zweieinhalbtausend Besucher beim sogenannten kleinen Derby bedeuten jede Menge freie Plätze. Doch warum wild hin und herwechseln, wenn man in aussichtsreicher Position sogar noch einen Spielball abfangen darf. „Zeig ma her dat Ding. Cool mit so Noppen.“ Wir ließen den Balljungen zunächst ein anderes Spielgerät zuwerfen. Da kam auch schon der erste Balljungenchef angestiefelt und pikst mit seinem Zeigefinger imaginäre Löcher in die Luft zwischen uns. Ich pikse zurück und schleudere das Vorstadteigentum dem Balljungen zu. „Eh aufpassen!“ Er fängt natürlich nicht. Der Chef strahlt über beide Backen und ich ernte ein anerkennendes Kopfnicken. Hatte er geglaubt, ich steck mir das Teil ein oder schlage einen Tausch gegen beispielsweise seine Jacke vor? Laut online-Shop handelt es sich um ein „Bench-Jacket“ für sagenhafte 134,95 € inklusive gesetzlicher Mehrwehrsteuer in den Farben rot und weiß. Diese Jacke hatte im G-Block bereits für Interesse gesorgt. Als nämlich der Balljungenchef am Block entlang streunt, fällt ein Besucher eine geradezu vernichtende Kritik. „Du hast aber ´ne hässliche Jacke an!“ In dieser Aufmachung mit entsprechenden Vorstadtapplikationen und Farbgestaltung wird er weitgehende Zustimmung der Umstehenden erfahren haben, nur der Träger sah das naturgemäß etwas anders. „Genau wie dein hässliches Gesicht, du A..…“. Das ist doch dann aber die falsche Antwort, denn ich gehe davon aus, dass er sein „Bench-Jacket“ toll findet. Also eigentlich die typische win-win-Situation, je nachdem, wer was tatsächlich meinte.

 

Sogar ich konnte noch profitieren, denn so einfach bin ich noch nie an Stoff für meinen Spielbericht gekommen, der nichts mit dem eigentlichen Spiel zu tun hat. Neulich vernahm ich die ersten kritischen Stimmen zur neuen Spielzeit: „… ganz schön fußballastig geworden. … früher ging´s noch um Wespen im Bierbecher… “. Und nun beuge ich mich dem Diktat der Leser und verschweige, wie die Blauen ein ums andere Mal den Torabschluss vergeigten und die anderen einfach verdammt viel Glück hatten, weil spielbestimmend waren eindeutig wir, nur …? Nö, aber ich mag Jacken-Geschichten auch lieber.   

           

prominente Reserve
prominente Reserve
Grüttner macht gleich seinen Seitfallzieher zum 1:1
Grüttner macht gleich seinen Seitfallzieher zum 1:1
Torjubel vorm Gästeblock wird mit Bierbechern beantwortet
Torjubel vorm Gästeblock wird mit Bierbechern beantwortet