Freibad AAlen

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3. Spieltag/ 30.08.2015

VfR Aalen vs F.C. Hansa Rostock  1 : 1

Zuschauer: 5.631

0:1 Gardawski (21.)
1:1 Ojala (41. Elfmeter)

 

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Ein großes Lob an die Gastgeber aus Aalen. So kann man Gästefans auch behandeln. Dann macht´s allen Spaß und Randalegedanken kommen gar nicht erst auf.

 

Freundlichen Polizeibeamten, die den Verkehr über rote Ampeln in die richtige Richtung dirigieren, folgen bereitstehende Ordner, die den genauen Weg zu den ausreichenden Parkplätzen für Gästefans weisen. Fix eingeparkt und ausgestiegen, trifft einen glatt der Schlag. Über 30 Grad bleierne Hitze am Waldrand. Besser wir trinken noch einen Schluck. Der Stehplatzblock hat kein Dach, soviel hatte ich bereits erfahren, aber es soll auch einen Sitzplatzbereich geben. „Gibt’s auch, um die Ecke – mit Dach.“ versichert mir ein Ordner. Auch hier lockere Atmosphäre am Kartenschalter, bei dem man, wenn man fast hineinkriecht, auch noch den Platz am Bildschirm auswählen darf. Kleines Späßchen über die Temperaturen und wir dürfen durch die „Zoll“kontrolle.  

 

Trotz schwäbisch angehauchtem Catering begnügt sich mein Kickers-Kids-Club-Begleiter mit zuckerhaltigen Getränken- immer auf der Hut vor herumstreunenden Wespen. Wir erklimmen die Tribüne, die, wie fast das gesamte Stadion, von Wald umgeben ist. Oben angekommen trennt uns ein vielleicht 1,20 hoher Zaun vor dem freien Fall. Na, es wird schon halten und wir fachsimpeln darüber, ob das jetzt eher ein 5-Meter oder ein 10-Meter-Sprungturm im Freibad wäre. Im Stehplatzblock gegenüber herrscht reges Kommen und Gehen. Die Zaunfahnen dürfen von der Spielfeldseite aus sogar an das Fangnetz gebastelt werden, was aber alles andere als einfach zu sein scheint, da sich das Ding schließlich bewegt. Als dann alles voll ist, dürfen die letzten Banner sogar noch vor dem Sitzplatzbereich flattern. Das war vor 10 Minuten noch verboten. Der Vorsängerkapo hat einen eigenen Kletterturm aus Stahlrohrrahmen – hier denkt wirklich jemand mit.

 

Mit unseren Flipflops sind wir temperaturangemessen bekleidet. Hitzebedingt entledigen sich immer mehr Hansa-Fans ihrer Klamotten. Da die Sonne erbarmungslos von oben feuert, erkennt bald jeder, dass er sich irgendwie schützen muss. Einige bauen sich kreative Papierhüte, andere versuchen ihr T-Shirt zu einem Kopfschutz umzufunktionieren. Schatten gibt’s fast keinen und wenn ist er so schmal wie der Pfosten an dem er entsteht. Doch auch hier haben die Verantwortlichen aus Aalen sich etwas Feines ausgedacht: Bier heute nur alkoholfrei – das ist sicher sehr sinnvoll, weil man mehr trinken kann und trotzdem nicht die Besinnung verliert. Aber noch viel besser und einmalig war die engagierte Feuerwehr. Die hatte zunächst einen 1000-Liter-Wasserbehälter im Block aufgestellt, der, nachdem er entdeckt, zu allerlei neckischen Wasserspielchen unter den Fans einlud. Drei ganz Mutige enterten den Bottich und gingen auf Tauchstation. Die Badehose hatte einer schon/ noch an, ein anderer passenderweise eine Kapitänsmütze auf. Da die Sache gut ankam und die Hitze – ich will nicht sagen erträglich -  werden ließ – unterbreitete der Stadionsprecher das Angebot, den gesamten Block mittels einer Feuerwehrspritze unter Wasser zu setzen. Ein freundlicher Hinweis auf das wassersichere Verstauen mitgebrachter technischer Geräte und schon ging es unter dem ausgelassenen Gejohle der Massen los.    

        

Trotz lautstarker Unterstützung kam Hansa zunächst kaum aus der eigenen Hälfte. Nach sieben Minuten schlug es hinter Schuhen ein, aber der Linienrichter hatte einen Regelverstoß eines Aalener erkannt. Durchatmen und weiter anfeuern lautete die Devise. Irgendwie schien es, als wollten sich die Hanseaten die Kräfte ab der ersten Minute einteilen. So ließen sie die Gastgeber anrennen, aber richtig gefährlich wurde es selten. Dann durften wir aufstehen, um den ersten Rostocker Angriff genauer verfolgen zu können. Und dann durften wir uns auch gleich hüpfend und jubelnd umarmen und abklatschen. Nulleins. Bääähh. Hansa jetzt endlich am Drücker. Ein zweiter Treffer wäre so goldwert gewesen. Aber es kam mal wieder ganz anders. Ein Aalener läuft im Strafraum auf Ahlschwede auf und geht zu Boden. Lächerlich, aber der Schiri meint: Elfmeter! Mit dem Ausgleich geht’s in die schattigen Kabinen.


Der Junior holt sich derweil im anderen Block ein Pflaster ab, das die hilfsbereite Ärztin für seine Fingerchen in mühevoller Kleinstarbeit zurecht schnippeln muss. Danke auch dafür!  Neuzugang hätte unser Mann des Tages werden können, wenn er nicht nur die Hereingabe zum Einsnull hinbekommen, sondern auch sein Solo in der 53. Mit einem satten Torabschluss gekrönt hätte. Beide Mannschaften verzweifelten an der Hitze und rollten auf der letzten Rille. Das nächste Tor hätte die Entscheidung gebracht, aber selbst für einen Lucky Punch fehlte es an Konzentration und Kraft. Das tat der sommerlichen Stimmung keinen Abbruch, denn der Feuerwehrmeister frönte ein ums andere Mal seiner Leidenschaft. Wasserwerfereinsatz unter allseitigem Einverständnis – durchaus angebracht beim heißesten Spiel des Jahres. Zisch!