Kulinärrisches

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15. Spieltag/ 25.10.2014

Stuttgarter Kickers vs. FC Energie Cottbus  2:2

Zuschauer: 3.925

0:1 Zeitz (22.)

1:1 Badiane (51.)

2:1 Soriano (72.)

2:2 Möhrle (87.)



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Eine Woche war vergangen seit der enttäuschenden Derbyklatsche. Wir hofften inständig, dass es nur der berühmte „schlechte Tag“ war und nicht der Anfang einer Reihe erfolgloser Spielen. Besar Halimi heute als Vorstopper – ja liebe Freunde der „hängenden Neun“, so hieß das früher – tat dem Spielaufbau richtig gut. Folgerichtig verringerte sich die Anzahl der gefahrbringenden Anspiele in die Spitze, was aber besonders in der zweiten Hälfte durch hohes Tempo und Laufbereitschaft auf allen Positionen wettgemacht wurde. Wie erwartet traten die Cottbusser als robust agierender Auswärtsgeheimtipp mächtig dazwischen, auch wenn sie das Niveau von Osnabrück bei weitem nicht erreichten. Schiedsrichter Gagelmann versäumte manche gelbe Karte und vertraute dem Abseitsgefuchtel seines Linienrichters derart blind, dass nicht nur bei Horst Steffen das Blut in Wallung geriet.

 

Der Spielverlauf wogte hin und her, man fühlte sich gut unterhalten. In Erwartung eines sicheren Heimsieges staunten wir dann allerdings nicht schlecht, als sich kurz vor Abpfiff zwei rot-weiße Innenverteidiger den Ball bis in den 16ner zuschoben und letztlich Möhrle per Picke zum Ausgleich vollendeten. Uwe Möhrle! Ausgerechnet Uwe Möhrle! Anfang der 2000er der Garant in Rostock, dass man fast nie „ZuNull“ spielte - hinten versteht sich. Das sah damals häufig so aus, wie beim 1:1 Ausgleich von Badiane: zugeordneter Abwehrspieler Möhrle beobachtet mit einem Sicherheitsabstand von Minimum drei Metern den Torabschluss. Über Duis-, Wolfs- und Augsburg landete er schließlich in der 3. Liga in Cottbus.

 

Ob Cottbus eine liebliche Stadt ist, in dem fröhlich gesinnte Menschen wohnen, die ihren sportlichen Gästen im „Stadion der Freundschaft“ ihre Zuneigung feilbieten? Wer weiß das schon so genau? Die drei- oder vierhundert nach Reutlingen angereisten Abgesandten vermittelten ein – sagen wir mal - differenziertes Bild. Humor und, wenn wir bescheidenen Maßstäbe anlegen, auch Dichtkunst scheint vorhanden: „1 Mars und 10 Snickers = Stuttgarter Kickers“. So kam uns noch keiner daher, dem wir sein Vereinslied vordudelten. Was könnte man dem beim Rückspiel entgegnen? „ 10 Lollis und 1 Schokokuss = Energie Cottbus“.

 

Es ist zu lesen, dass die Lausitzer seit dem verlorenen Pokalfinale 1996/97 eine Fanfreundschaft zu den Bad Cannstattern pflegen. Vermutlich waren die Vorstädter total vernarrt in die ostdeutschen Alleskönner, denn Energie besiegte zunächst in Runde eins die Stuttgarter Kickers und im Halbfinale den KSC. Die Cannstatter revanchierten sich mit der Eliminierung der Berliner Hertha in Runde 2. Noch dankbarer wird man auf dem Wasen 2007 gewesen sein, als die Spielansetzung für den 34. Spieltag eine Heimpartie gegen die Cottbuser parat hielt … da fällt mir was zu ein:

„Hat Euch denn sonst keiner lieb, dass es Euch nach Bad Cannstatt zieht?“

 

Neben der Berliner Hertha entwickelte sich Hansa Rostock zum Verein, mit dem die Cottbusser eine tiefe Abneigung verbindet. Beide beanspruchen für sich die Mannschaft des Ostens zu sein. Nach dem Aufstieg der Cottbusser in die 1. Bundesliga kam es im Dezember 2000* in einer überaus kampfbetonten Partie im besagten „Stadion der Freundschaft“. Etwa 500 Hansafans wurde der Zutritt zum Block verwehrt, obwohl sie im Besitz gültiger Eintrittskarten waren. Beim Rückspiel fühlten sich die Fans aus Cottbus unfair von Hansa-Ordnern behandelt.  Negativer Höhepunkt war ein nicht geahndetes Foul von Beeck an Agali, für das der DFB im Nachgang eine achtwöchige Sperre veranschlagte.** Grundlegende Besserung ist im Verhältnis zueinander im Laufe der Jahre und Ligazugehörigkeiten nicht eingetreten. Rein sportlich sind andere Mannschaften im Bereich des NOFV längst erfolgreicher unterwegs. Wenn wir uns dem Thema wieder kulinarisch nähern, könnte es ein Plakat mit „Hansa ist die Nummer 1 im Osten- lasst uns lieber von Euern Spreewaldgurken kosten!“ bringen.

 

Da das Niveau eh im Keller ist: einen hab´ ich noch:

„Fußball ist kein Hochgenuss = Energie Cottbus“.

 

Tja so war das damals. Heute zogen wir dann doch beruhigt nach Hause, denn trotz der geringen Punkteausbeute nahmen wir die Gewissheit mit: die Kickers sind wieder in der Spur.

 

 

*  zu geil, die Aufstellung von damals: Piekenhagen .. Rydlewicz .. Lantz, Wibran, … Agali, Arvidsson, Majak .. Baumgart; Trainer Funkel (naja)

 

** siehe BZ vom 16.02.2002 Matthias Wolf „Kategorie C plus“