Im Becher der Glückseligkeit

 

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Spieltag 9/ 14.09.2013

Stuttgarter Kickers vs. Jahn Regensburg 3:0

Zuschauer: 3.200

1:0 Braun (35.)

2:0 Soriano (62.)

3:0 Leutenecker (70.)

 

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Heute mit Vorspann, der eine Rückschau ist:

 

Vorspann/ Rückschau

 

„Im Fußball baut man Dir schnell ein Denkmal, aber genauso schnell pinkelt man es an.“ (Zitat: Hans Meyer)

 

Im Mai noch als Retter gefeiert, der die Kickers aus dem dais´schen Dornröschenschlaf erweckte und vor der ewigen Verdammnis der Regionalliga bewahrte, schien kein Ziel zu fern, als dass es nicht mit ihm erreichbar wäre. Massimo Morales, die italienische Wunderwaffe aus dem Hause Trapattoni. In der Sommerpause war endlich Zeit für ihn, sich Gedanken zu machen. Was hatte Guido Buchwald (GB) gemeint, als er bei der Amtseinführung im Mai davon sprach, dass er „zu dem Schluss gekommen sei, mit Massimo Morales (MM) als neuem Cheftrainer neue Reize in unserer Mannschaft setzen zu wollen.“*? Alle wollten von nun an sehr schnell, sehr viele Punkte und nicht wieder so ein Herzkasperfinale wie einst im Mai. Wie sollte das gehen mit einem Haufen neuer Spieler und einer nicht kleiner werdenden Liste an Verletzten? MM tat nun wie ihm aufgetragen wurde und setzte Reize. GB hat in Japan gelernt, was es heißt zu lächeln, auch wenn er schreien oder handeln müsste. (Und wenn mir bei den Blauen keiner zuhört, gehe ich zu Sport1 und fröne meiner heimlichen Geliebten. Ob sie mich je erhört?) MM verließ derweil das Glück – ein sang- und klanglos verlorenes Derby und Gegentore gegen schlagbare Mannschaften in den Minuten 81., 85., 90., 93. die richtig Punkte kosteten. Noch ein Schnitzel zur falschen Zeit und es hieß: „Arrivederci“. Der Nächste bitte. 

 

Und jetzt endlich zum Spiel:

Spiel

 

„Alkoholisierte Personen können Farben nicht mehr richtig erkennen.“ Das ist keine neue Erkenntnis, die Selbsterfahrung insoweit schon. Im Schlepptau mit einem „Glücksbringer“ vom 1. Spieltag verfolgten wir den Einmarsch der Mannschaften auf den Rasen. Alles wie gehabt: Kickers in blau, also eher in weiß, und die Regensburger in rot. Wir waren irritiert, als der Gästefanblock eine blau-weiße Choreografie zum Besten gab. Bayern? Bayernwahl? Rote Folie zu teuer? Ist es rot und wir sehen es  blau? „Wie viel hast Du schon getrunken?“ „Ein Wulle und das halbe hier.“ Dem „Kickers-Magazin“ konnten wir dann in der Halbzeitpause die Information entnehmen, die wir brauchten: Es besteht eine Fanfreundschaft der „Regensburger Ultras“ zu den „Blauen Bombern“. „Alles klar, dann können wir doch noch eins nehmen.“

 

Immer über den Schiri herzuziehen ist weder besonders kreativ, noch gerechtfertigt. Die Erwartungshaltung als Fan ist subjektiv auf Vorteilsnahme gerichtet und jede Fehlentscheidung „ein Skandal“. Bemerkenswert bleibt festzustellen - und das ganz objektiv – dass bereits nach 15 Minuten die ersten „Schieber“-Rufe durchs weite Rund schallten, die dann im weiteren Spielverlauf immer wieder aufkamen. In der Halbzeit hat der Schiri in seiner Sporttasche auch das Bambusfutteral mit den Karten gefunden. Fast hätte er noch die „Original DFB“ Folie mit dem goldenen Emblem von der roten Karte abgerissen, konnte sich aber ob der liebevollen Verpackung nicht überwinden. (Notbremsen und Tätlichkeiten übersehe ich einfach und für gelb-rot ist es eh zu spät.) Ein bisschen geärgert haben wird er sich schon, als für eine glasklare Notbremse nur das gelbe Kärtchen parat war. Aber immerhin: Freistoß für die Kickers richtig erkannt! Der Kicker bewertete dien Schiri für dieses Spiel mit einer schmeichelhaften 4,5. 

 

Braun hatte uns in Halbzeit eins mit einem herrlichen Abstauber in Führung geschossen und wir befürchteten das Schlimmste, als die Regensburger wie die Feuerwehr den zweiten Durchgang eröffneten. Wenn da jetzt einer im Strafraum den Ball an die Hand oder den Fuß vors Schienbein bekommt, dann pfeift der doch garantiert Elfmeter. Das war uns dann alles sowas von egal, als Soriano nach einer guten Stunde auf 2:0 erhöhte. 

 

Der verdiente Schluck auf den Torschützen wäre mir fast im Hals stecken geblieben, hätte ich neben dem Bier auch die darin schwimmende Wespe in mich reingeschüttet. Genüsslich ließ sie sich von Kohlensäurebläschen getragen auf dem goldgelben Rauschgetränk hin- und herwiegen. Vorsichtig nippte ich den Becher leer und beförderte das volltrunkende Insekt auf den Boden der Tatsachen. Wenig später war es wieder startklar und bereit sich in suizidaler Absicht im nächsten Becher zu ersäufen. Nicht bei mir!

 

Der „Glücksbringer“ hatte sich gerade aufgemacht, um einen letzten Becher an der röhrichschen Zapfanlage zu erstehen, da fiel das 3:0. Hat er leider verpasst, was ich mir nur durch die ab 0,3 Promille ansteigende Risikobereitschaft erklären kann. Wer geht denn zum Bierstand, wenn es mal so läuft? Die ausgelassene Stimmung im Block gipfelte im Absingen der Kickers-Hymne von Erwin Lehn und Blacky Fuchsberger. Dass ich das noch erlebe! 

 

*http://www.kicker.de/584363/artikel_dais-muss-gehen---morales-uebernimmt.html

rot, klar erkennbar
rot, klar erkennbar
Schlachtenrauch?
Schlachtenrauch?
und 1 und 2
und 1 und 2
3:0
3:0