Farbenlehre

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32. Spieltag/ 03.04.2016

SV Stuttgarter Kickers vs FC Bad Cannstatt II 4:1

1:0 Kirchhoff (2. ET)

2:0 Berko (31.)

3:0 Leutenecker (44.)

4:0 Abruscia (68.)

4:1 Besuschkow (84.)

 

Zuschauer: 6.980

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Optimistisch blickten wir ins vollbesetzte Waldaustadion, lächelten über lächerliche rot-weiße Zaunfahnen der Vorstädter (“Die wahren Farben der Stadt” -kann sich ja nur um Cannstatt handeln, dann schreibt aber doch gefälligst “ ... der statt”) und vernahmen von einem um einige Jahre erfahrenen Kickersspielebesucher, dass er heute folgenden Tipp abzugeben habe: “Viernull, ganz klar!” Augenbrauen gehen hoch. Schön wärs schon, aber insgeheim hielten wir das für einen wohlmeinende Scherz, der sich aus Liebe oder Abneigung speiste - je nachdem, worüber er sich bei seiner gewagten Prognose mehr Gedanken machte - die oder wir - rot oder blau.

 

Teil eins der Wiedergutmachung vergurkter Hinrundenspiele gegen ungeliebte Nachbarn lag hinter uns. Dem Aspacher Landadel lies sich ein brauchbarer Punkt entführen. Stipic hatte zwar zu relativieren versucht, aber jeder wusste, im Derby gegen die Vorstädter winkten “sechs-Punkte”, jede Menge unbezahlbare Lorbeeren und ein weiterer ganz großer Schritt aus dem Keller der Liga. In diesem dürfte der Verlierer bis auf weiteres schmoren und was soll ich sagen? Das Kraken-Orakel-Imitat sollte recht behalten, hier spielte nur eine Mannschaft und die trug blau. 

 

Auf der Gegenseite hätte eine A-Junioren-Truppe mehr geleistet. Die permanent vorgetragenen Beschwerden zur Spielleitung von Ex-Nationalspieler Cacau mögen ihn für künftige Aufgaben bei Funk und Fernsehen qualifizieren, eine Spielgestaltung gelang ihm damit nicht. Wie zur Strafe zog er sich nach nicht mal ner halben Stunde eine Oberschenkelzerrung zu und trollte sich völlig frustriert vom Acker. Dem Rest der rot-weißen Herrlichkeit jubelte bald keiner mehr zu. Als sich die Massen in der Halbzeitpause die Stadionwurst mit Senf bekleckerten, erhoben sich unerwartet Fangesänge aus dem Gästebereich. Die zeitgleich spielenden Oberprofis hatten das Tor getroffen, was sich - “Sky to go” sei Dank - im gegenüberliegenden Käfigbereich herumgesprochen hatte. 

 

Wo ganz viel (blaues) Licht ist, da gibts auch Schatten. Mein Spezi Mvibudulu (Müller 3) strahlte die Gefährlichkeit einer ...... (jetzt kann hier jeder irgendwas einsetzen, was er für völlig harmlos hält). Dann geschah wohl das, was er bei seiner einzigen Torerzielung wie folgt beschrieb: ”ich habe einfach den Kopf ausgeschaltet und bin losgerannt”. Heute ohne Ball in Richtung eines verunsicherten Vorstadtverteidiger. Beim Stand von Viernull folgte eine ebenso unrühmliche, wie dumme und unsportliche Aktion. Müller 3 rennt ihn einmal an, der Verteidiger strauchelt, berappelt sich und wird mit erneutem Anlauf nochmals umgerannt. Selbst mit blauer Brille: glatt ROT! Aufm Platz gab es nur Gelb. Müller 3 atmete durch. Wir und der ungläubig dreinschauende Verteidiger schüttelten nur mit dem Kopf - über Müller 3 und den Schiri. 

 

Die Derbysieger ließen sich aufs Ausführlichste feiern, abklatschen und besingen. Schön wars und am Montag kann man mit geradem Rücken ins Büro schlendern, um irgendwann beiläufig auf ein VierEins zu sprechen kommen.